Infografik: Pisa-Studie 2001

Inoffiziellen Quellen zufolge sollen die österreichischen Schüler bei der zweiten Pisa-Studie beim Lesen zurückgefallen sein. Eigentlicher Schwerpunkt war Mathematik. Gehrer sieht in der Studie "einen Fingerzeig", aber "keinen Anlass für nationale Depression".

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Wien - Nicht einmal Bildungsministerin Elisabeth Gehrer kennt die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie. Aber seit der Veröffentlichung von nicht belegten und offiziell nicht bestätigten Ergebnissen, wonach Österreichs 15-jährige Schüler diesmal bei der Lesekompetenz von Platz 10 (bei 30 untersuchten OECD-Ländern) auf Platz 19 (von insgesamt 41 Ländern) abgerutscht sein sollen, muss sie dazu Stellung nehmen. Also sagte sie am Mittwoch: "Ich nehme an, diese Zahlen stimmen."

Allerdings bedaure sie diese "Indiskretionen", da mit der OECD vereinbart sei, dass die Schülerleistungsstudie EU-weit akkordiert am 7. Dezember präsentiert werde. Grundsätzlich ist Pisa für Gehrer "ein wichtiger Fingerzeig, was im Schulsystem verbessert werden muss. Wir nehmen die Daten ernst und werden dann nach dem Warum fragen und darauf reagieren."

Die jetzigen Ergebnisse seien nicht vergleichbar mit Pisa 1 (Schwerpunkt Lesen, Grafik), da diesmal Mathematik schwerpunktmäßig geprüft wurde, noch dazu "viel differenzierter". Jedenfalls sieht Gehrer, "keinen Anlass für nationale Depression, aber den Anspruch, besser zu werden".

Der Leiter des Pisa-Zentrums Österreich, der Salzburger Erziehungswissenschafter Günther Haider, beschrieb bei einer Bildungsenquete im Bundesrat die österreichischen Schülerleistungen als "nur internationales Mittelmaß" - und das trotz hoher Investitionen in das Bildungssystem. Haider sieht die Ursache für schwache Leistungen in mangelnder Nachhaltigkeit des Unterrichts und der "Überbewertung der Leistungsbeurteilung". Notwendig sei eine "nationale Kraftanstrengung", denn die Umsetzung bildungspolitischer Reformen erfordere zwei bis drei Legislaturperioden.

FP-Bildungssprecherin Mares Rossmann sieht anlässlich der ersten Pisa-Daten "Handlungsbedarf" vor allem beim Erlernen von Deutsch.

SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal sprach von einer "Katastrophe, die auf die radikale Kürzungspolitik der schwarz-blauen Bundesregierung zurückzuführen ist". Grünen-Bildungssprecher Dieter Brosz macht Gehrer für den "Absturz" verantwortlich. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2004)