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Kovats: "Ich polarisiere und provoziere gerne"

Foto: APA/PFARRHOFER
Graz/Wien – "Ich polarisiere und provoziere gerne." Gemäß seinem Lebensmotto bestätigte Ex-VA-Tech-Aktionär Mirko Kovats Dienstagabend in Graz, bei der umstrittenen VA- Tech-Übernahme durch Siemens mitmischen zu wollen. Der Industrielle (Emco, ATB, Austrian Energy, Anm.) bekundete sein Interesse am Kauf eines Teiles der an Siemens verkauften VA Tech.

Es ist die Sparte Energieerzeugung ("Hydro"), für die sich Kovats interessiert, konkret der Kraftwerksbau in Weiz, sei "ein gut zu uns passender Standort und zur Austrian Energy ". Zunächst müsse allerdings der Übernahmedeal durch Siemens über die Bühne gehen, sagte Kovats, dessen Firmengruppe 4800 Mitarbeiter beschäftigt, davon ein Drittel in Österreich.

Übernahmekommission muss Offert beurteilen

Das wird sich vermutlich noch ein paar Monate hinziehen, denn zunächst muss die Übernahmekommission das Siemens-Offert zu 55 Euro je Aktie beurteilen. Sie hat dafür längstens bis 6. Dezember Zeit. Dann kommt der VA- Tech-Vorstand dran, der binnen zehn Börsentagen eine so genannte "Fairness Opinion" abgeben muss, in der das Angebot auf Herz und Nieren geprüft und den Aktionären anempfohlen oder als ungünstig abgelehnt wird. Diese Wertprüfung wird dem Vernehmen nach die Investmentbank JP Morgan durchführen.

Dass es mit Kovats Ab-‑ sprachen betreffend den‑ Weiterverkauf von Teilen der VA Tech gebe, hatte Siemens- General Albert Hochleitner bereits bei Ankündigung der Übernahme vehement in Abrede gestellt.

Dass VA-Tech-General Klaus Sernetz nach Übernahme durch Siemens bei Kovats als neuer Hydro-Chef wieder auftauchen könnte, schließt Sernetz auf Anfrage des‑ Standard "definitiv" aus: "Das ist absolut unvorstellbar."

Frischer Wind

Quasi präventiv kündigte Kovats an, dass es im Falle einer Übernahme zu einer härtere Gangart kommen werde. Kovats: "Bei uns geht's rescher zu." Das Ende der Fahnenstange sollte ein Hydro-Kauf nicht sein, er plane eine weitere Akquisition in der Steiermark, sagte Kovats. Er sei im Gespräch mit dem Inhaber eines 400-Mitarbeiter-Betriebes, der knapp vor dem Konkurs stehe.

Provokationen liebt Kovats auch auf wirtschaftspolitischen Terrain. Er verlangt radikale "Flexibilisierungen" im Land, etwa eine Senkung der Löhne und Einkommen in den nächsten Jahren um 20 Prozent, "um als Wirtschaftsstandort überleben zu können", sagte Kovats. Als Argument holte er Erinnerungsbilder hervor: "1965, als Kind, hatten wir weniger als heute. Aber damals hat auch keiner gehungert." Österreich werde noch einmal durch ein "Tal der Tränen" gehen und sich 1965 annähern, so die schweren Prophezeiungen. (Walter Müller, Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 25.11.2004)