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Diesmal wird es zunächst ein wenig kompliziert – und dabei ist doch in Wirklichkeit alles ganz einfach! Die "Kronen Zeitung" als Instinktdrüse des österreichischen Organismus brachte es gestern schon wieder auf den Punkt. Da beschwerte sich ihr pragmatisierter Leserbriefschreiber Franz Weinpolter: In der "Presse", dem linkskatholischen "Intelligenzblatt", das keine Möglichkeit auslässt, um die "Krone" (aus Konkurrenzneid?) zu kritisieren, war kürzlich im Zusammenhang mit dem Fuchsjagdverbot in England u. a. zu lesen: "Über die Tierschützerargumente lässt sich trefflich streiten. Immerhin machen die Hunde mit dem Fuchs ja nichts anderes als dieser mit den Hühnern . . "

Mir würde es niemals einfallen, die "Krone" zu kritisieren, wo doch das Zitieren genügt – und schon gar nicht aus Konkurrenzneid. Wo es um Cato geht, kenne ich keinen Neid. Und auch in diesem Fall ist ihrem Beiträger zuzustimmen, wenn er dunkel ahnt, dass es mit der Logik in der "Presse" nicht immer so weit her ist, wie es ihrer beanspruchten Rolle als Intelligenzdrüse des österreichischen Organismus angemessen wäre. Sind doch die Träumereien eines Fuchses von Chicken Wings von kreatürlichem Hunger inspiriert, die Hetzereien der Hunde von antrainiertem Blutdurst.

Immerhin hat "Die Presse" Herrn Weinpolter zu einem kleinen Erkenntnisgewinn verholfen: Jetzt weiß ich, warum so viele Leute anstatt der "Presse" die "Kronen Zeitung" lesen. Das ist der "Presse", ebenfalls gestern, in einem anderen Fall weniger gut gelungen, als ihr Kolumnist Christian Ortner mir die Verbreitung der Erkenntnis unterstellte, dass ein Blatt zum "Instinktorgan des (österreichischen) Organismus verkommen ist, wenn es (wie unlängst "Die Presse") behauptet: "Der politische Islam ist auch in Österreich dabei, sich von einem Phänomen zu einem Problem zu entwickeln."

Wie leicht nachzulesen (Blattsalat vom 16. 11.), habe ich weder von einem Instinktorgan des (österreichischen) Organismus geschrieben, sondern in korrekter Zitierung des "Presse"-Chefredakteurs von einer Instinktdrüse desselben, noch habe ich behauptet, "Die Presse" hätte den Zustand diesbezüglicher Ausgereiftheit bereits erreicht, sondern nur von ihrem Versuch gesprochen, der "Kronen Zeitung" den Rang einer Instinktdrüse des österreichischen Organismus abzulaufen.

Der Drang des Kolumnisten, sich schützend vor den Chefredakteur zu werfen, ist rührend, wenn auch ein wenig vorschnell, denn noch ist ja nicht sicher, ob der "Presse" dieser Versuch auch gelingt. Wenn sie aber ihren Lesern den alarmierenden Aufmacher ins Wochenende mitgibt, Exekutive warnt: Islamisten in Österreich auf Vormarsch, und der nichts anderes enthält als dunkles Geraune und keinerlei den Titel rechtfertigende Fakten, ist das kein schlechter Anfang einer Entwicklung von einem Phänomen zu einem Problem.

Dabei ist doch, wie eingangs festgestellt, alles ganz einfach, wenn man die Dinge nur aus dem rechten Blickwinkel betrachtet. "Presse" wie STANDARD, beide gemeinsam, betreiben eine Hetzkampagne der linken Medien ohne wenn und aber, wo es darum geht: Heimattreue Kärntner werden pauschal als Nazis und Ewiggestrige beschimpft. In "Zur Zeit" enthüllt Josef Feldner, Obmann des einschlägigen Heimatdienstes, die grausige Wahrheit: Fast ausnahmslos stehen Österreichs Medien auf der Seite der slowenischen Scharfmacher. Aber vor allem die zwei genannten liefern ein unglaubliches Beispiel für mangelnde österreichische Identität und Solidarität.

"Die Presse" leistete sich in der Tat Ungeheuerliches: Sie machte kürzlich die Kärntner Ortstafelfrage zum politischen "Thema des Tages". Und damit nicht genug. Dem als besonderen Scharfmacher in Kärnten weit bekannten Slowenenfunktionär Rudi Vouk, der Südkärnten einem gemeinsamen slowenischen "Wirtschafts- und Kulturraum" zuordnet, stellte "Die Presse" auf der Titelseite breiten Raum für seine unqualifizierten Angriffe gegen Österreichs Minderheitenpolitik zur Verfügung.

Und alles deutet auf eine medienpolitische Weltverschwörung hin. Auch der "Standard" wetterte fast zeitgleich mit der "Presse", ebenfalls auf der Titelseite, gegen Österreichs Regierungen, denen es "50 Jahre lang gelungen" sei, den Kärntner Slowenen zweisprachige Ortstafeln vorzuenthalten(!). Dass bei dieser Gelegenheit Kärntner, die gegen die – wie sich später herausstellte – verfassungswidrige Ortstafelregelung 1972 protestiert hatten, pauschal als nazistische und antisemitische "Punschkrapferl-Kärntner" (außen rot, innen braun und ständig alkoholgetränkt) beschimpft und verhöhnt werden, ist ganz besonders empörend.

Wo doch jeder weiß, dass schon die kleinste Verfassungswidrigkeit den Kärntner in jene berüchtigte Schwermut treibt, in der keine slowenische Klo-Inschrift vor ihm sicher ist. Den Pleonasmus nazistische und antisemitische "Punschkrapferl-Kärntner" hätte sich Feldner sparen können, aber in einem hat er Recht: "Die Presse" sollte sich schämen. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2004)