Es scheint wenig Schlimmeres zu geben als langweilige Vorträge. Wenn die Zuhörer darum kämpfen müssen, die Augen offen zuhalten oder in Gedanken ob der Monotonie des Redners völlig abgleiten, ist das auch für den Vortragenden selbst irritierend und unangenehm.

Drei Studierende vom Studiengang "Informationsmanagement" an der FH Joanneum in Graz haben ein Programm entwickelt, das faden Reden künftig den Garaus machen soll. Das Programm mit dem beredten Namen "Speaky" von Robert Strohmaier, Roland Galler und Wolfgang Bergthaler wurde beim Multimedia und E-Business Staatspreis eingereicht und kürzlich mit dem mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis ausgezeichnet.

Mit dem Wissen, dass Menschen selbst meist überhaupt nicht objektiv einschätzen können, warum sie ihr Auditorium gewinnen bzw. warum nicht, entwickelte Strohmaier mit seinem Team ein Programm, mit dem man seine eigene Rede und etwaige Schwächen genau analysieren kann. "Speaky" zeichnet eine Unmenge verschiedenster Daten, wie Position, Bewegung, Lautstärke und Redepausen des Vortragenden auf. Außerdem werden - im Falle der Verwendung eines Projektors - auch die Anzahl der Folien und die Wörter pro Folie gespeichert.

Visualisierte Eigenheit

Vom Redefluss stark abweichende Phasen, wie etwa (zu lange) Pausen oder eine ungewöhnlich laute oder aber kaum mehr hörbare Stimme, werden mit dem Programm visualisiert, sodass der Sprecher seine Eigenheiten später auf einen Blick erkennen kann. Die drei prämierten Nachwuchsforscher arbeiteten zwei Semester intensiv an dem Tool, das im Ergebnis eine technische Hochleistung ist. "Speaky" kann in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden, eben überall dort, wo gute Rhetorik gefragt ist.

Die FH Joanneum ist für ihren Forschungsschwerpunkt hinlänglich bekannt, entstand sie doch vor bald zehn Jahren aus der renommierten steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research. Die drei Studenten sorgten mit ihrer Erfindung nicht nur bei den Juroren für Aufsehen. "Es gibt viele neue Ideen und vor allem auch Interessenten für ein solches Tool. Wir stehen unter anderem mit einem Rhetorik-Trainer in Kontakt, der sich für unser Programm interessiert", freut sich Strohmaier.

Wunder wirken wird "Speaky" freilich nicht können. Aber es ein Tool, mit dem man sich ganz allein und objektiv bewerten kann, um abschätzen zu können, wo man den Redefluss umlenken sollte.

(Colette M. Schmidt/DER STANDARD-Printausgabe, 20./21.11.04)