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Hans Gratzer (Lebenswerk) und Michael Schottenberg (re.) im Rahmen Preisverleihung "Nestroy 2004" am Samstag, 20. November 2004 im Wiener Ronacher

Foto: apa/HERBERT PFARRHOFER
Wien - Die diesjährige Nestroy-Preis-Gala im Wiener Ronacher, deren Präsentation durch die ehemalige EU-Abgeordnete Mercedes Echerer und den Motorsportmonomanen Heinz Prüller einen etwas unsortierten, jedenfalls aber einen öfter unfreiwillig komischen Eindruck hinterließ, kulminierte in einer berührenden Zeremonie.

Der designierte Volkstheaterdirektor Michael Schottenberg gedachte in einer fein schattierten Rede jener Aufbruchsstimmung, als Hans Gratzer, Träger des Lebenswerkpreises, die hierorts randständige Theatermoderne mitten hinein ins Wiener Porzellangassenherz verpflanzte: "Du, mein lieber, schöner Hans", so Schottenberg, an den krebskranken Preisträger gewandt, "bist ein Fühler, Spürer und Bauchmensch. Durch dich ist ein neues Gefühl nach Wien gekommen!"

Nachdem der Laudator Gratzers glücklose Josefstadt-Direktionsepisode gallig-knapp resümiert hatte - "Deine Freunde hätten dir mehr Geduld und Vertrauen geschuldet!" - brach ein nicht enden wollender Applaus los. Und die Gala, deren liebloses Herunterhaspeln von Ergebnissen ein paar Überraschungen zeitigte, war wieder gut.

In der Schauspieler-Kategorie setzte sich Toni Slama (Josefstadt-Theater) gegen prominente Konkurrenz durch. Birgit Minichmayr wurde als Medea zur besten Schauspielerin gekürt, Johann Adam Oest für seinen irrwitzigen Nebenrollenauftritt in Albees "Die Ziege" geehrt (bestes Stück). Volkstheater-Schauspieler Xaver Hutter erhielt die geschwungene Nestroy-Skulptur als Nachwuchskünstler und bezirzte mit einer von Spracharmut gekennzeichneten Dankesrede. Das kabinetttheater wurde zur besten Off-Bühne erklärt, Julia Schafranek (Spezialpreis für das Vienna's English Theatre) fand Muße, an ihre Eltern zu erinnern. Stephan Kimmigs Regiebearbeitung von "Das goldene Vließ" wurde ebenso belobigt wie Johan Simons' Elementarteilchen-Abend aus Zürich. Als Ausstatter triumphierte einmal mehr Martin Zehetgruber (Don Carlos) - als bester Sponsor firmierte die Erste Bank, die sich die Ausrichtung der Veranstaltung angelegen sein lässt. (poh, DER STANDARD, Printausgabe vom 22.11.2004))