Wien/Weiz - Die Siemens AG Österreich hat am Donnerstag nach Börseschluss das angekündigte Übernahmeangebot mit einem Angebotspreis von 55 Euro für den Linzer Technologiekonzern VA Tech an die Übernahmekommission übermittelt. Damit sind die Hoffnungen der Anleger nach einem höheren Angebot zunächst enttäuscht worden. Die Belegschaft, speziell jene des exponiertesten steirischen VA Tech-Standortes Weiz, bleibt unterdessen weiter skeptisch.

Das Siemens-Angebot bezieht sich auf jene 83,55 Prozent der VA Tech, die sich noch nicht im Besitz des Münchener Konzerns befinden. Wie berichtet, hat Siemens vor etwa einer Woche 16,45 Prozent der Anteile vom bis dahin größten VA Tech-Großaktionär Mirko Kovats gekauft. Die Gesamtsumme beläuft sich auf mehr als 842 Mio. Euro (inklusive der bereits erworbenen Aktien).

55 Euro nicht das letzte Wort

Die VA Tech-Anleger haben - jedenfalls bis Börseschluss am Donnerstag - damit gerechnet, dass die gebotenen 55 Euro pro Anteilsschein nicht das letzte Wort sind - dies, obwohl Siemens in den vergangenen Tagen eine Erhöhung mehrfach ausgeschlossen hat. Die Aktie notiert nun schon einige Zeit deutlich über den 55 Euro und ist am Donnerstag um weitere knapp 1 Prozent auf 58,50 Euro gestiegen.

Rein rechtlich wäre ein "Nachschlag" kein Problem. Laut Übernahmegesetz ist ein Nachbessern der Angebotsbedingungen zu Gunsten der Aktionäre während der ganzen Laufzeit des Offerts möglich.

Aktionäre nicht gebunden

Das vollständige Angebot muss laut Gesetz nun frühestens am 12. und spätestens am 15. Börsetag veröffentlicht werden. Danach kann sich der Vorstand der VA Tech binnen zehn Tagen zu der Offerte äußern - ein Statement könnte durchaus auch ablehnend ausfallen könnte. Wie immer diese Äußerung aber auch ausfällt - sie bindet die Aktionäre in keiner Weise. Die folgende Annahmefrist läuft zwischen 20 und 50 Börsetagen.

Nach einer Reihe von Betriebsversammlungen haben unterdessen am Donnerstag die Belegschaftsvertreter ihre skeptische Haltung zu einer Übrnahm durch Siemens bekräftigt. Siemens sei ein exzellentes Unternehmen - "es ist nur so, wir passen nicht zusammen", sagte Konzernbetriebsratschef Anton Beneder nach einer Mitarbeiterversammlung im steirischen Weiz. Die von Siemens-Österreich-General Albert Hochleitner offerierte Jobgarantie auf 18 Monate stieß bei den meisten Belegschaftsvertretern auf Skepsis. Zum einen überlappe sich die Struktur der beiden Konzerne stark, zum anderen würden solche Garantien im Fall einer Krise nichts gelten, war zu hören.

Arbeiten für die Konkurrenz

In Weiz arbeiten in der Energieerzeugung (VA Tech Hydro) 1.000 Personen, in der Transformatorenfertigung 560 Menschen. Während die gesamte europäische Transformatorenbranche derzeit an Überkapazitäten leidet, hätte die VA Tech Hydro bei einer Übernahme durch Siemens noch ein spezielles Problem: Am Standort werden Generatoren für den Siemens-Konkurrenten General Electric erzeugt, bei einer Übernahme würden diese Aufträge mit großer Wahrscheinlichkeit wegfallen.

Während Siemens davon spricht, dass wohl zwischen 350 und 400 Jobs "überdacht" werden müssten, befürchten VA Tech-Chef Klaus Sernetz und ein Reihe von Betriebsräten an einen wesentlich höheren Job-Verlust. Dennoch will der Betriebsrat an dem vergangene Woche eingeschlagenen Verhandlungskurs mit dem schon heute größten Aktionär festhalten. Ausschließen wollte die Belegschaft Streiks und andere Aktionen aber auch am Donnerstag nicht.(APA)