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Lego stellten sich unter den untersuchten Firmen, die in China produzieren, als "arbeitnehmer-freundlichste" Firma heraus. Doch selbst in dieser Firma wird den chinesischen Beschäftigten kein Jahresurlaub bezahlt.

Foto: APA/ Karl-Josef Hildenbrand
Wien - Heute werden 70 Prozent aller Spielwaren in China hergestellt. Die Spielsachen, die unter den heimischen Christbäumen liegen werden, sind jedoch zumeist unter miserablen Arbeitsbedingungen hergestellt worden.

Akkordarbeit, 7-Tageswoche, unbezahlte Überstunden und mangelhafter Arbeitnehmerschutz sind in den südchinesischen Werken der großen internationalen Markenhersteller gang und gäbe, berichtet das Verbrauchermagazin "Konsument" in der Dezemberausgabe. Die schlechtesten Arbeitsbedingungen sollen bei Walt Disney herrschen.

"Ethik-Test"

Durchgeführt wurde der so genannte "Ethik-Test" von der internationalen Testorganisation ICRT (International Consumer Research and Testing). Seit etwa zwei Jahren führt die CSR-Organisation auch Tests durch, in der die Arbeitsbedingungen von Industrien in Schwellenländern durchleuchtet werden.

Der Mode-Begriff CSR steht für "Corporate Social Responsibility" und bezeichnet das Ausmaß, in dem sich ein Unternehmen sozial oder ökologisch verantwortlich verhält. Für den nun veröffentlichten Test hat die ICRT mit lokalen Organisationen zusammengearbeitet und verdeckte Interviews mit Fabrikarbeitern in der Hochburg der chinesischen Spielzeugindustrie nahe Hongkong geführt.

Nur Lego bezahlt Normallöhne

Die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd: Mit der Ausnahme von den Lego-Erzeugern wird in den sechs untersuchten Fabriken weniger bezahlt, als den Arbeitern an gesetzlichem Lohn zustehen würde - hauptsächlich deswegen, weil die Überstunden "nur zu einem geringen Teil abgegolten" werden, wie der "Konsument schreibt. Die Arbeitnehmer würden schlicht "um ihren Lohn geprellt".

Kritik an Walt Disney und Hasbro

Am krassesten stelle sich Lage in der untersuchten Fabriken von Hasbro ("Action Man") und Walt Disney dar: "Dagegen wird den Arbeitern in der Hasbro- und in der Disney-Fabrik rund die Hälfte des ihnen zustehenden Lohnes vorbehalten. Bei Walt Disney müssten die Beschäftigten - meist junge Frauen - wegen der vielen Überstunden umgerechnet 160 Euro verdienen, bezahlt würden tatsächlich aber 85 Euro, heißt es in dem Bericht, berichtet der Test.

Auch Standorte von Mattel ("Barbie"), des japanischen Herstellers Bandai sowie von MGA Entertainment ("Bratz Doll-Puppe") untersucht.

Keine Kinderarbeit

Positiv merkt die ICRT immerhin an, dass es in keiner der sechs Fabriken ein Anzeichen für Kinderarbeit gegeben habe. Auch habe sich - im Vergleich zu früher - die Arbeitssicherheit in den Fabriken verbessert - dennoch gebe es in Sachen Arbeitnehmerschutz "weiter schwere Mängel".

Kein Urlaub: Auch nicht in "arbeitnehmerfreundlichster" Firma

Befristete Arbeitsverträge sind laut dem Bericht die Regel, hauptsächlich damit sich die Arbeitgeber einen bezahlten Jahresurlaub ersparen können. In keiner einzigen der untersuchten Fabriken - auch nicht in der eindeutig "arbeitnehmerfreundlichsten" von Lego - gab es für die Beschäftigten einen Jahresurlaub.

Kein freier Tag

Nur in drei von sechs Fabriken stießen die Prüfer auf einen freien Tag in der Woche. Bis auf Lego ist auch keine Schwangerschaftskarenz vorgesehen. Wenig verwunderlich, dass der Testorganisation mit einer Ausnahme kein Besuch auf dem Firmengelände gestattet wurde. "Ich arbeite hier seit ich 17 bin. Ich habe heute keine Illusionen mehr, man muss die Zukunft realistisch sehen: drei Mahlzeiten am Tag, arbeiten, schlafen, das ist alles", zitiert der "Konsument" die Aussage einer 22-jährigen Arbeiterin in einer Bandai-Fabrik. (APA)