Akkordarbeit, 7-Tageswoche, unbezahlte Überstunden und mangelhafter Arbeitnehmerschutz sind in den südchinesischen Werken der großen internationalen Markenhersteller gang und gäbe, berichtet das Verbrauchermagazin "Konsument" in der Dezemberausgabe. Die schlechtesten Arbeitsbedingungen sollen bei Walt Disney herrschen.
"Ethik-Test"
Durchgeführt wurde der so genannte "Ethik-Test" von der internationalen Testorganisation ICRT (International Consumer Research and Testing). Seit etwa zwei Jahren führt die CSR-Organisation auch Tests durch, in der die Arbeitsbedingungen von Industrien in Schwellenländern durchleuchtet werden.
Der Mode-Begriff CSR steht für "Corporate Social Responsibility" und bezeichnet das Ausmaß, in dem sich ein Unternehmen sozial oder ökologisch verantwortlich verhält. Für den nun veröffentlichten Test hat die ICRT mit lokalen Organisationen zusammengearbeitet und verdeckte Interviews mit Fabrikarbeitern in der Hochburg der chinesischen Spielzeugindustrie nahe Hongkong geführt.
Nur Lego bezahlt Normallöhne
Die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd: Mit der Ausnahme von den Lego-Erzeugern wird in den sechs untersuchten Fabriken weniger bezahlt, als den Arbeitern an gesetzlichem Lohn zustehen würde - hauptsächlich deswegen, weil die Überstunden "nur zu einem geringen Teil abgegolten" werden, wie der "Konsument schreibt. Die Arbeitnehmer würden schlicht "um ihren Lohn geprellt".
Kritik an Walt Disney und Hasbro
Am krassesten stelle sich Lage in der untersuchten Fabriken von Hasbro ("Action Man") und Walt Disney dar: "Dagegen wird den Arbeitern in der Hasbro- und in der Disney-Fabrik rund die Hälfte des ihnen zustehenden Lohnes vorbehalten. Bei Walt Disney müssten die Beschäftigten - meist junge Frauen - wegen der vielen Überstunden umgerechnet 160 Euro verdienen, bezahlt würden tatsächlich aber 85 Euro, heißt es in dem Bericht, berichtet der Test.
Auch Standorte von Mattel ("Barbie"), des japanischen Herstellers Bandai sowie von MGA Entertainment ("Bratz Doll-Puppe") untersucht.
Keine Kinderarbeit
Positiv merkt die ICRT immerhin an, dass es in keiner der sechs Fabriken ein Anzeichen für Kinderarbeit gegeben habe. Auch habe sich - im Vergleich zu früher - die Arbeitssicherheit in den Fabriken verbessert - dennoch gebe es in Sachen Arbeitnehmerschutz "weiter schwere Mängel".
Kein Urlaub: Auch nicht in "arbeitnehmerfreundlichster" Firma
Befristete Arbeitsverträge sind laut dem Bericht die Regel, hauptsächlich damit sich die Arbeitgeber einen bezahlten Jahresurlaub ersparen können. In keiner einzigen der untersuchten Fabriken - auch nicht in der eindeutig "arbeitnehmerfreundlichsten" von Lego - gab es für die Beschäftigten einen Jahresurlaub.
Kein freier Tag