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Foto: APA/dpa/Seeger
Die Bundesforste gelten als Musterfall einer erfolgreichen Ausgliederung eines Bundesbetriebs - andererseits werden sie vom Eigentümer immer wieder gezwungen, mit Sonderdividenden das Budget zu entlasten. Umweltschützer fürchten Langzeitfolgen.

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"Wir haben Betriebe zugesperrt, Leute abgebaut, allein seit 1997 von über 2000 auf 1200. Die Aufgaben sind nicht weniger geworden, sondern mehr - und alle hoffen, dass es funktioniert", sagt der Betriebsratschef. Solche Klagen kann man in allen Bereichen der Wirtschaft hören, aber Wolfgang Holzer spricht für die Belegschaft eines Unternehmens, in dem die Produktivität je Mitarbeiter bis zum Ende des Jahrzehnts um 60 Prozent steigen soll.

Und das eine Sonderstellung hat: Die Bundesforste (ÖBF) verwalten im gesetzlichen Auftrag der Republik zehn Prozent der Landesfläche - und Umweltschützer meinen, dass damit ein Auftrag zu besonders sorgsamem Umgang verbunden sein müsste. So steht es zwar auch im Konzept "Horizont 2010" der ÖBF - andererseits wird gleich auf Seite 8 des knapp 100 Seiten starken Papiers festgehalten: "Die Steigerung der Arbeitsproduktivität sichert die Wettbewerbsfähigkeit und ermöglicht, Mitarbeiter und Eigentümer finanziell adäquat zu bedienen."

"Auslagerung von Pensionsverpflichtungen"

Als finanziell adäquate Bedienung gilt dem Eigentümer Republik, dass bis März 2005 weitere 100 Millionen Euro durch "Auslagerung von Pensionsverpflichtungen" an die Republik übertragen werden - nachdem der Finanzminister schon in den Jahren 1997 bis 2002 an Sonderdividenden und Fruchtgenussabgeltungen 116 Millionen Euro kassiert hat und 2003 eine weitere Sonderdividende von 30 Millionen Euro verlangt hat.

Solche Geschäfte werden von Umweltschützern äußerst kritisch gesehen. In einem vom Geschäftsführer des Umweltdachverbands, Franz Maier, verfassten Positionspapier vom 1. November heißt es: "Die Bundesforste konzentrieren sich mehr und mehr auf die Nutzungsintensivierung guter Standorte und ziehen sich im Gegenzug aus den unrentablen Wäldern zurück." So kann auch mit verringerten Hiebsätzen ein lohnender Holzertrag erwirtschaftet werden - während für die Außernutzstellung von ohnehin wenig rentablen Waldflächen eine Entschädigung gefordert wird.

Immer weniger Mitarbeiter für Kernaufgabe

Solche Entschädigungen und Abgeltungen kommen aber in der Regel aus den ohnehin knappen Naturschutzbudgets der Länder: Maier rechnet, dass die Bundesforste allein für die Bereitstellung von Flächen und Personal in den Nationalparks Kalkalpen und Donauauen jährlich rund 3,2 Millionen Euro erwirtschaften. Geld, das über den Umweg der Zahlungen der Bundesforste AG an die Republik von den Ländern an den Bund umverteilt wird.

Begleitet wird das von einer Ausweitung der Geschäftsfelder in Bereiche Naturschutzmanagement, Umweltmediation und internationale Beratung - das lobt sogar die AK. Andererseits: "Für die forstliche Kernaufgabe bleiben immer weniger Mitarbeiter", sagt Betriebsratschef Holzer.

Langfristig denken

Ob das an die Substanz geht? Holzer: "Der Wald ist geduldig und hält viel aus. Aber man muss halt langfristig denken: Wenn man heute einen Baum pflanzt, dann weiß man in 40 oder 50 Jahren, ob es der richtige Baum für den Standort war. Und so ist das bei vielen Dingen im Wald, wo man langfristig denken muss und nicht in Zyklen von fünf Jahren." Aber an der Ökonomisierung führt kein Weg vorbei.

Umweltminister Josef Pröll hat dem STANDARD bereits bei der Erarbeitung des Konzepts "Horizont 2010" erklärt, dass man bei den Bundesforsten sehr wohl die Rationalisierungsfortschritte - insbesondere bei der Holzernte - nutzen müsse. Andererseits versichert Pröll, dass es "keinen Griff in die Substanz des Unternehmens" geben dürfe. (Conrad Seidl/DER STANDARD; Printausgabe, 17.11.2004)