Videodreh im Hotel Kahlenberg, dessen bessere Zeiten lang zurückliegen

Foto: officialtyler.com
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Incubus, Muse, Counting Crows, dazu ein bisschen Grunge von Bush oder Nirvana und gar Radiohead: Die Liste von Vorbildern der jungen Wiener Gitarrenrockband Tyler klingt echt lecker. Die Foofighters fehlen in der Liste, was wundert, den die jüngst veröffentlichte erste Single "Whats wrong", lässt bereits nach den ersten satten Gitarrengriffen an die Band rund um Nirvanas Ex-Drummer Dave Grohl denken. Lukas Hillebrand a.k.a. "Hille", stimmstarker Frontman des Wiener Quartetts, wundert's im derStandard.at-Interview nicht: "Ich glaube, die Foofighters haben einfach die gleichen Vorbilder. Das wird der Grund sein, weswegen unsere Musik ähnlich klingt." Der Einfluss verschiedenster Stile ist dem Sänger und Songwriter wichtig: "Es wäre viel zu einseitig, wenn man nur Rock-Bands hören würde."

"Beziehungsverarbeitungskäse"

Der größere Appetit kommt aber mit dem Hören. "What's wrong" ist einer der jüngsten Titel auf dem im März 2005 erscheinenden Debüt-Album "Don't play", erzählt Hille. Die Aufnahme sei "flott" und "unkompliziert" gegangen. Ebenso flott geht der Song, der das Ende einer Liebe und dem damit verbunden "Beziehungsverarbeitungskäse" beschreibt, auch ins Ohr. Gitarrist Moritz Gaber - trotz des jungen Alters (allesamt noch nicht jenseits der 25) - langjähriger musikalischer Wegbegleiter, steuerte den Text bei. Ergänzt werden die beiden kreativen Köpfe der Band durch Peter Schönbauer am Bass und Markus Adamer an den Drums.

Agressive Stimmung

"Das Video zum Song ist etwas überzeichnet", gesteht Hille. Das in der Tat etwas schockierende Video, zeigt ein an den Stuhl gefesseltes Mädchen, das der Gewalt ihres Peinigers hilflos ausgeliefert ist. Der Schweizer Jungregisseur Tim Fehlbaum lieferte die Idee zum provokanten Clip, die sich mit den Vorstellungen der Band aber ganz gut getroffen hat und letzendlich mit einer überraschenden Wende versöhnt. "Am Ende einer Beziehung ist jeder in einer gewissen agressiven Stimmung", relativiert Hille. Gedreht wurde in der morbiden Atmosphäre des Hotel Kahlenbergs, seit langem nur mehr eine desolate Ruine. "Die Arbeit mit Tim hat extrem Spaß gemacht. Er ist echt genial."

"In gewisser Weise provokant"

Angst, wegen des Videos auf ein bestimmtes oder gar negatives Image festgenagelt zu werden, hat der Sänger nicht, denn "ich selbst würde mir ein Video gar nicht anschauen, dass nicht in gewisser Weise provokant ist." Das, was nachfolgt, werde vom Gesamtkunstwerk der Band überzeugen, ergänzt Hille schmunzelnd. Und so ist auch der "B-Song" ihres ersten Tonträgers, "Once", leiser und sanfter, aber nicht weniger geradlinig oder authentisch.

Was erwartet die Besucher beim Konzert im Flex: "Einen verkühlten Sänger". Auch das sollte nicht davon abhalten, den Hunger auf weitere Facetten der Vier zu stillen. (kafe)