Carepakete von McDonald's, eine Dokusoap mit EU-Familien, dazu noch denkwürdige Sprüche wie "Man begreift Freiheit erst, wenn man die Unfreiheit kennt" - dies ist tatsächlich "besser" als jedes "Kabarett". Eigentlich wartet man nur noch auf Aktionen zum Thema "Mein erster Neger" oder - sollten sich noch ein paar Sponsoren finden - ein Remake mit Arnold Schwarzenegger von Zurück in die Zukunft. Da könnte uns die steirische Eiche nämlich noch einmal vorschwadronieren, wie das angeblich mit den Russen war. Was für ein Spaß. Und für junge Menschen, die sich noch nie mit Geschichte befasst haben, sicher unglaublich informativ. Wolfgang Lorenz, Georg Springer, Karl Stocker und Eberhard Schrempf müssen geradezu Rauschzustände der Kreativität durchlebt haben, als sie dieses "Marketingprojekt für Österreich" erdachten. Warum nicht gleich einen Erlebnispark einrichten zu Themen wie "The Sound of Wiederaufbau"?
Genug gelacht. Willkommen in Österreich, wo man seit Ewigkeiten daran festhält, für traurige Fakten und trübe Vergangenheiten wie in einem Pawlow'schen Effekt schiefe Bilder und (Selbst-)Inszenierungen zu erfinden. Was Lorenz und Co hier für zehn Millionen Euro Sponsorgelder aus dem Boden stampfen wollen, erinnert geradezu brachial an das Credo des legendären heimischen Produzenten Eduard Hoesch: "Um mein Geld werden Sie kan guaten Film machen." Musste man sich im Wiederaufbau-Österreich der späten 40er- und frühen 50er-Jahre also durch einen ungeheuren Kitsch des Neubeginns quälen, so hat sich die Kitschspirale jetzt perfide weitergedreht: Bau'n wir doch den Wiederaufbau wieder auf, auf dass einmal mehr selbstbewusste, vermarktbare, kreative Österreicher vor der Welt (und vor der EU) bestehen können.