Hamburg/Wien - Das südwestafrikanische Land Namibia ist mit einer Fläche von rund 824.000 Quadratkilometern fast zehn Mal so groß wie Österreich. Die Hauptstadt Windhuk ist im Zentrum des Landes gelegen. Von den etwa 1,9 Millionen Einwohnern machen die Ovambo insgesamt knapp die Hälfte der Bevölkerung aus. Die Weißen bilden eine Minderheit von sechs Prozent, verfügen aber nach wie vor über große wirtschaftliche Macht. Amtssprache ist Englisch, ein Drittel der Bevölkerung spricht deutsch.

Präsidialrepublik

Namibia ist eine Präsidialrepublik mit Mehrparteiensystem. Der Staatschef wird alle fünf Jahre gewählt. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, der National Assembly mit 72 ebenfalls für fünf Jahre gewählten und sechs vom Präsidenten ernannten Mitgliedern, sowie dem National Council mit 26 Abgeordneten.

Geschichte

Nach Aktivitäten deutscher Missionare erwarb der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz in Erwartung von Rohstoffvorkommen 1883 Gebiete um eine Bucht, die heute seinen Namen trägt. Im Jahr darauf erklärte das Deutsche Reich das an Diamanten und anderen Bodenschätzen reiche Land zum "Schutzgebiet". 1892 wurde das gesamte Territorium des heutigen Namibia zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika - ohne oder gegen die Zustimmung der einheimischen Bevölkerung.

Fast 80 Prozent der Herero nach Aufstand getötet

1904 wagten unter anderem die Herero den Aufstand gegen die deutschen Kololonialherren. Unter dem Oberbefehlshaber der deutschen Kolonialtruppen, General Lothar von Trotha, wurden in einem dreijährigen Krieg fast 80 Prozent der Hereros ausgelöscht. Die militärisch überlegenen deutschen Soldaten drängten sie etwa beim Kampf am Waterberg in die Wüste Kalahari, wo viele von den Hereros verdursteten. Auch die Hälfte des Nama-Volkes, das sich ebenfalls erhob, fiel damals den Kämpfen zum Opfer.

Die deutsche Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) bekannte sich bei einem Besuch in Namibia im August 2004 zur Verantwortung Deutschlands an den Massakern.

Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg

1915 erlitten die Deutschen in Südwestafrika im Zuge des Ersten Weltkriegs eine Niederlage gegen südafrikanische Truppen, die unter britischem Kommando standen. Im Vertrag von Versailles wurde die ehemalige Kolonie Südafrika als Mandat des Völkerbundes übertragen. Es kam zu einer Einwanderungswelle von Buren, Nachkommen niederländischer und deutscher Siedler in Südafrika, die bald die Mehrheit unter der weißen Bevölkerung bildeten.

1954 verkündete Südafrika den Anschluss des Gebietes an das eigene Territorium und begann, auch dort seine Apartheid-Politik zu durchzusetzen. In den 60er Jahren wollten die Vereinten Nationen jedoch die Unabhängigkeit des Landes unter dem Namen Namibia herbeiführen. Südafrika weigerte sich allerdings das in Treuhandschaft übergebene Gebiet aufzugeben.

Seit 1990 unabhängig

Ehe Namibia 1990 die Unabhängigkeit erlangte, kam es in den 70er und 80er Jahren zu einem erbitterten Guerilla-Krieg. Während der legale, "innere" Arm der South West African People's Organisation (SWAPO) gewaltlos für die Freiheit des Landes kämpfte, führte der "äußere" SWAPO-Arm von den Nachbarstaaten Mosambique und Sambia aus einen erbitterten Guerilla-Krieg gegen die südafrikanischen Streitkräfte. Südafrika wurde dabei vom Westen, die SWAPO vom Ostblock unterstützt. Erst als Kuba 1988 bereit war seine 30.000 in Mosambique stationierten Soldaten abzuziehen, zog sich auch Südafrika aus Namibia zurück.

Stabilität

Die Unabhängigkeitsbewegung SWAPO wurde zur Partei SWAPO. Seit 1990 ist sie mit ihrem einstigen Führer Sam Nujoma und nunmehr seinem Nachfolger Pohamba als Präsidenten in Namibia an der Macht. Nujoma schaffte esin seiner Regierungszeit, dem zu 80 Prozent christlichen, vorwiegend protestantischen Land Stabilität zu geben. (APA/dpa)