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Lotte Profohs-Leherb (undatiertes Archivbild)
Foto: APA

Wien - Die am 16. November 1934 in Wien geborene Künstlerin studierte bereits im Alter von 15 Jahren an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, später an der Akademie für bildende Kunst und in Paris an der Academie des Beaux Arts. 1955 heiratete sie Maitre Leherb (eigentlich Helmut Leherbauer), mit dem sie als exzentrisches Paar für Aufsehen erregende Auftritte in der Kunstszene sorgte. Weiße Tauben, ein blauer Regenschirm und ein malerischer Schnurrbart waren die Attribute des "Maitre", wie ihn Profohs-Leherb noch heute nennt.

Schattenseiten des Frau-Seins

Nach einer Ausstellung in Paris erwarb der Louvre 1958 für seine Grafik-Sammlung zwei Tuschpinselzeichnungen von Profohs-Leherb. Ihre Arbeiten sind im Unterschied zu denen Leherbs von strengen, oft sozialkritischen Aussagen geprägt. Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Anselm-Daniel 1960 erarbeitete sie den Zyklus "Erbarmt Euch der Frauen" über die Schattenseiten des Frau-Seins, die erfolgreich in den Kunsthallen von Düsseldorf und Stuttgart ausgestellt waren. 1964 übersiedelte das Paar nach Paris. Dort entstand u.a. unter dem Eindruck der Begegnung mit Simone de Beauvoir Profohs-Leherbs vielbeachteter Zyklus "Frauen der Nacht".

Thema Emigration

Von 1980 bis 1992 lebte das Paar in Faenza in Italien, wo Leherb an einer monumentalen Fayence-Arbeit für die Wiener Wirtschaftsuniversität arbeitete. In dieser Zeit schuf Profohs-Leherb weit über 100 Zeichnungen und Tuschmalereien vorwiegend zum Thema "Emigranten der Zeit". Die schweren gesundheitlichen Probleme Leherbs zwangen das Paar dazu, sich ab 1992 aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Nach dem Tod ihres Mannes begann Profohs-Leherb erst langsam wieder zu arbeiten. "Hommage an Maitre Leherb" und "Menschen am Bahnhof" sind Titel ihrer späteren Werke. Arbeiten von Lotte Profohs-Leherb sind im Besitz von repräsentativen staatlichen und privaten Sammlungen in Europa und den USA, darunter die Österreichische Galerie, die Graphische Sammlung Albertina, die Kunsthalle Düsseldorf und das Museum of Modern Art in Philadelphia.

Mann und Sohn verloren

Zum Verlust ihres Lebenspartners kam drei Jahre später der tragische Verlust ihres Sohnes Anselm, der mit vierzig Jahren an einem Herzinfarkt starb. Ein schwerer Sturz vor zwei Jahren erschwert Profohs noch immer durch Spätfolgen das Arbeiten mit dem Pinsel. Derzeit arbeitet sie an einem Buch, das noch Leherb begonnen hatte. Arbeitstitel der "Dokumentation mit belletristischem Einschlag", so Profohs, ist: "Traumtänzer und Nachtwandlerin", und soll im nächsten Jahr abgeschlossen sein.

Gesamtschau als Geburtstagswunsch

Ansonsten beschäftigt sie sich mit Kunstgeschichte, und ist "viel allein, aber nicht einsam. Nach einem so spannenden, aber auch harten Leben brauche ich nicht mehr viele Kontakte". Nach dem Verlust ihrer Familie seien "viele Türen für mich zugegangen". Als Schatten ihres Mannes habe sie sich nie empfunden: "Wir waren sehr unterschiedlich und haben uns gegenseitig beflügelt, es gab nie Rivalität." Ihr größter Wunsch zum Geburtstag, den sie nicht feiern will, ist eine Gesamtschau der Werke Leherbs: "Solange ich noch lebe, denn ich habe die besten Möglichkeiten, so etwas zu organisieren". Lieblingsort wäre das Kunsthaus Wien: "Hundertwasser hat viel bewegt. Er war ein Einzelkämpfer wie mein Mann". (APA)