Ein Zeitungsbericht inspirierte den Finnen Einojuhani Rautavaara zu seinem Bühnenwerk Das Sonnenhaus (Auringon Talo), 1991 in Helsinki uraufgeführt, das die Musikwerkstatt Wien nun hier zur Erstaufführung bringt: impressionistische Musik, die moderne Kompositionstechnik, aber auch Jazz kennt. Im Winter 1987 waren zwei uralte Frauen, Riina und Noora, in ihrem Haus erfroren. Sie kamen während der Russischen Revolution mit ihrer altreichen Familie aus Petersburg. Die Familie zerfiel, doch im Haus Sonnengarten lebten die Schwestern in ihrer feudalen Scheinwelt von früher. Rautavaara ließ sich zu einer nostalgisch-ironischen "Tragedia buffa" inspirieren. Kunstreich und in unendlichen Bögen schiebt er Traum und Wirklichkeit ineinander. Sein auf erweiterter Tonalität beruhendes musikalisches Idiom ermöglicht ein breites Ausdrucksspektrum von wehmütig-lyrischer Gestimmtheit. Die Umsetzung des Symphonieorchesters des Konservatoriums Wien unter Huw Rhys James kann als gelungen bezeichnet werden. Regie auf einer mit Mobiliar zugestapelten Bühne führte Peter Pawlik. (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2004)