Wo einige Tage zuvor das Festival Wien Modern mit seiner Cage-Nacht das Publikum mobil machte, dort lädt auch die "Taschenoper" den Besucher ein, einen Spaziergang durch ein Gesamtkunstwerk zu absolvieren. Er sieht Videos (Alexej Paryla) von abstrakten Landschaften und architektonischen Fantasieprodukten. Er wird von Komponist Wolfgang Mitterer mit einem elegant, spannungsaufladend und doch auch kontemplativ wirkenden Inferno aus Geräuschen und Klängen konfrontiert, über das die glänzende Katia Plaschka ihre Stimme legt. Und er wandert zwischen Tänzerskulpturen, die Choreografin Saskia Hölbling als krabbelnde und sich ineinander verkeilende Existenzen präsentiert. Das Ganze basiert auf Texten von Dante Alighieri und bietet eine kontemplative Stunde, in der man die Sinne auf Kunstreise schicken kann. Seltsam freilich, dass Video, Musik und Tanz nicht zu mehr Verschmelzung fähig waren. Ein interessantes Nebeneinander - man ist mitten drin, bleibt aber frei von Überwältigung. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2004)