Bild: Steir. Herbst
Der erste Siegertext - Ein Autor, der sein eigenes Stück nicht wiedererkennt und sich von der Wirklichkeit entfernt: ein abstruses Theater, das dem Zuseher nicht auf dem Silbertablett serviert wird. Erstaunen, Begeisterung, Verwirrung, Entsetzen: Gefühle, die bei der Uraufführung des Stückes "Foyer" von Wolfgang Bauer am 10. Oktober aufkommen. Spielort ist die Helmut-List-Halle, die das Gefühl gibt, sich in einem überdimensionalen Fernsehstudio zu befinden. Die Bühne präsentiert sich in glänzendem Licht. Sie besteht aus einem verstaubten Foyer mit fahler Beleuchtung und ist in mehrere Handlungsebenen gegliedert.

Volle Entfaltung

Die Ausstatter Heike Barnard und Johanna Hierzegger haben eine Bühne geschaffen, die dem Schauspielensemble genügend Platz bietet, sich vollkommen zu entfalten und den Vorstellungen des Autors Geltung zu verschaffen. Der Inhalt des Stückes gestaltet sich durchaus interessant. Die Hauptperson, der siebzigjährige Charlie Dodler (Lorenz Kabas), kommt ins Theater, um sich die Premiere seines autobiografischen Werkes anzusehen. Doch gibt es für ihn keine Karte mehr. Darüber hinaus wird ihm vom Personal im Foyer mitgeteilt, dass sein Stück bereits seit siebzig Jahren läuft und jede Vorstellung ausverkauft ist.

Im weiteren Verlauf muss Dodler feststellen, dass dieses Stück seinem eigenen Werk so gar nicht ähnelt. Er trifft mehrere Personen, etwa den Kritiker Otto Sammler (Rupert Lehofer), die ihn immer mehr von der Wirklichkeit entfernen. Das Geschehen gipfelt in einem tosenden Finale mit zerstörerischem Charakter.

Blutig und vulgär

Regie führen Monika Klengel und Pia Hierzegger, die vor einer tabulosen Umsetzung nicht scheuen. Vulgär kreischende Frauen und blutige Szenen mit Operationen am offenen Herzen sind keine Seltenheit. Oftmals erscheinen Szenen ohne Zusammenhang, der rote Faden, der sich durch die Aufführung ziehen sollte, muss erst gefunden werden.

Abstrus wirkende Elemente bringen den "normalen" Theaterzuschauer aus dem Konzept, was unter Umständen sogar eine Absicht Bauers widerspiegelt. Ein Theater der etwas anderen Art, das dem Zuseher nicht auf dem Silbertablett serviert wird.

(DER STANDARD-Printausgabe, 25.10.2004)