Der Film des türkischen Regisseurs, dem die Viennale vor zwei Jahren ein kleines Special widmete, arbeitet – visuell und auf der Ebene der Erzählung – mit solchen dezenten Parallelverschiebungen und Spiegelungen: Jede der Frauen wird den zunehmend teilnahmsloseren, abweisenderen Mann auf dem Sofa zur Rede stellen. Für jede von ihnen hat er eine andere erfundene Geschichte parat. Ansonsten ist Bekleme odasi geprägt von einer lastenden Atmosphäre des Stillstands.
Schon die Kamera bewegt sich in ruhigen Einstellungen kaum. Hauptschauplatz ist die Wohnung des Regisseurs, von deren Anlage man mit der Zeit, mit dem Wechsel gleichförmiger Tage und Nächte, eine genaue Vorstellung bekommt: Vorne das Wohnzimmer, wo der Mann lethargisch vorm Fernseher versinkt und eher missmutig diverse Besucher empfängt. Hinten Bad, Küche und Schlafzimmer, wo er sich vergeblich zur Ruhe bettet.
Der Protagonist ist das lähmende Zentrum des Films. Um ihn herum entfaltet sich nur skizzenhaft ein Umfeld. Demirkubuz' Blick aufs Filmemachen und dessen Behinderung erinnert in seiner Beiläufigkeit und Bodenständigkeit zuweilen an Arbeiten von Abbas Kiarostami – etwa an Der Wind wird uns tragen. Allerdings ist dessen Held aufgrund äußerer Umstände zum Warten verdammt.
Bekleme odasi bleibt dagegen ganz auf seinen Protagonisten fokussiert. Der Film ist Charakterstudie und Beschreibung eines Zustands zugleich: Die Blockade wird kaum in Worten thematisiert, sondern vielmehr anschaulich gemacht. Der wortkarge Mann erscheint als Gefangener seiner Situation, aber – zumal in der Konfrontation mit den weiblichen Figuren – auch als deren passiver Nutznießer.