Niederösterreich hat den Wunsch nach einer Marchfeld-Autobahn bereits beim Verkehrsministerium und dem heimischen Autobahn- und Schnellstraßenerbauer Asfinag deponiert

Foto: Asfinag

Wien/St.Pölten - Im Nahbereich von Wien rechtfertige das Verkehrsaufkommen "schon jetzt eine Autobahn" in Richtung Bratislava, erläutert Christian Popp aus der Verkehrsabteilung der niederösterreichischen Landesregierung. Und eröffnet damit in der Straßenbauprojektregion Ost eine weitere Diskussion: Jene um eine Marchfeld-Autobahn zwischen Wien-Donaustadt und der Grenze an der March.

Bisher war von Wien in Richtung Osten lediglich eine Schnellstraße im Gespräch gewesen. Auch das war für ökobewusste Anrainer inakzeptabel: Vor einem Jahr warnte Wolfgang Rehm von der Bürgerinitiative Marchfeld-Marchegg (Bimm) für den Fall der Schnellstraßenerrichtung vor Transitverkehr zum großen VW-Autowerk im slowakischen Devínska Nová Ves.

Jetzt geht das Land Niederösterreich in die Offensive. Den Wunsch nach einer Marchfeld-Autobahn habe man bereits beim Verkehrsministerium und dem heimischen Autobahn- und Schnellstraßenerbauer Asfinag deponiert, sagt Popp. Das Projekt - so hofft er - werde von Minister Hubert Gorbach (FPÖ) bald per Verordnung in den Generalverkehrsplan aufgenommen.

Angern oder Marchegg

Alsdann werde man "die Trassenlage diskutieren": Die Frage, ob die neue Piste bei Marchegg oder bei Angern über die Grenze führen soll, sei "mit den slowakischen Straßenbauern abzustimmen". Rund um Bratislava sind derzeit zwei Autobahnringe geplant, der so genannte Nullring dockt bei Marchegg an die Grenze an.

Auf alle Fälle - so Asfinag-Sprecherin Anita Oberholzer - würde die Marchfeld-Autobahn neue Detailplanungen für eine Anbindungsstelle zur S 1, der Wien-Umfahrung, nötig machen. Die Entscheidung liege ganz beim Minister.

Baubeginn wird indes Ende November 2004 an der A6, der Nordost-Autobahn zwischen der Spange A4 und Kittsee, sein. Derzeit laufen die Ausschreibungen für Rodungsarbeiten, Baustraßenerrichtung und Dränagearbeiten im Rahmen archäologischer Ausgrabungen.

Während an der geplanten A5, der Weinviertel-Autobahn zwischen Wien und der tschechischen Grenze in Drasenhofen, wieder Rückbaumaßnahmen stattfinden. In Wolkersdorf, wo vor der Umfahrungseröffnung der Verkehrsstrom durch eine Ampel unterbrochen wurde, wurde am Montag feierlich ein Kreisverkehr mit Parkplatz eröffnet.

"Baut die Umfahrung, Wolkersdorf stirbt" schrieben die Bewohner der Weinviertler Gemeinde 1998 auf Schilder und stellten diese entlang der Brünner Straße auf. 20.000 Autos wälzten sich damals täglich auf der B7 durch den Ort. Jetzt ist die Ortsdurchfahrt zwar weiter möglich, aber eben nicht mehr attraktiv - die Umfahrung hat viel Transitverkehr abgezogen. (bri, or, Der Standard, Printausgabe, 19.10.2004)