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Mit dem Einkaufen in Bulgarien, Bosnien-Herzegowina und Serbien kann sich Heinz Sundt nun ein bisschen länger Zeit lassen. Denn der Generaldirektor der Telekom Austria (TA) hat jetzt nicht nur die von ihm selbst geforderten zwölf bis 18 Monate Zeit für die Expansion, sondern sogar 24. Denn der TA-Aufsichtsrat hat sich am Dienstag überraschend gegen die vom Finanzminister über die staatliche ÖIAG betriebene Ablöse Sundts gestellt.

Im Prinzip hat es sich der frühere Mobilkom-Chef, der den staatlichen Mobilfunker zum dominierenden Player mit der starken Marke A1 gemacht hat, aber selbst zuzuschreiben, dass er nur einen Zweijahresvertrag als Vorstandschef des größten Telekomkonzerns des Landes bekam. Zwei seiner Kollegen bekamen nämlich Fünfjahresverträge.

Nicht das erste Match

Für den passionierten Tennisspieler war dieses Match nicht das erste, das er gegen (scheinbar) übermächtige Staatsmanager gewann: Bereits im Frühjahr 2001 war ÖIAG-Chef Johannes Ditz an Sundts Ausdauer und Publicity gescheitert. Er hatte dessen Ablöse betrieben, im In- und Ausland fieberhaft nach Alternativen gesucht - und war fulminant gescheitert.

Der offiziell parteilose, tendenziell aber eher dem roten Lager zurechenbare Sundt, seit der Zeit als A1-Chef Meister der guten Kontakte und Verbindungen in Industrie und Medien, hatte Gott und und Welt mobilisiert und gewann den entscheidenden Satz gegen den schwarzen Exwirtschaftsminister.

Scheu, nervös und nicht allzu gern im Rampenlicht stehend

Dabei zählt mentale Stärke eigentlich nicht wirklich zu den Stärken des 57-Jährigen. Vielfach wird der Manager, der seine berufliche Laufbahn 1967 in der Länderbank begann und dann für 17 Jahre zum Computerriesen IBM wechselte, wo er die Division Telekom und Netzwerk-Services leitete, als eher scheu, nervös und nicht allzu gern im Rampenlicht stehend beschrieben. Dementsprechend sollen ihm die Roadshows vor internationalen Finanzinvestoren, die seit dem Börsengang der Telekom Austria quasi auf der Tagesordnung stehen, anfangs nicht sehr behagt haben.

Wenn es ans Eingemachte geht, wie beim - einmal mehr gescheiterten - Sägen an den Beinen seines Vorstandssessels, entwickelt der Konzert-und Opernliebhaber jedoch enorme Standfestigkeit. Bei seinem erwachsenen Sohn Thomas, der für sein Studium etwas länger brauchte, als dem Vater lieb war, war Sundt nicht ganz so konsequent. Da ließ er die Zügel schleifen.

Bei den 240 Millionen Euro für zu viel bezahlte Dienstgeberbeiträge für die Telekombeamten, über die Sundt mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Clinch liegt, darf er das freilich nicht. Die muss er, so die Forderung berechtigt ist, schleunigst eintreiben. Es geht schließlich um das Geld der Aktionäre.(Luise Ungerböck/DER STANDARD, Printausgabe vom 13.10.2004)