Wien - Nicht einverstanden sind das Publizistik-Institut an der Universität Wien sowie die Studienrichtungsvertreter mit dem Lösungsvorschlag des Rektorats für die künftige Diplomarbeits-Betreuung. Nach der Ankündigung der Lehrenden, keine neuen Diplomarbeiten mehr anzunehmen, hat die Uni-Leitung einen internationalen Aufruf gestartet, um externe Betreuer zu finden. Diese sollen nur drei Mal nach Wien kommen und dazwischen die Studenten "virtuell" betreuen - für die Studenten und Lehrenden des Instituts nur eine "virtuelle Lösung eines realen Problems".

Es sei "erstaunlich, dass die Universitätsleitung plötzlich finanzielle Mittel gefunden hat, diese aber nicht zu einer wirklichen Lösung der Probleme einzusetzen gedenkt", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Studienrichtungsvertretung und Instituts-Personal. Vorstand Wolfgang R. Langenbucher hält den Vorschlag des Rektorats sogar für "absurd": "Man kann sich nur wundern, dass so ein Vorschlag von Kollegen kommt, die als Hochschullehrer eigentlich besser wissen sollten, was seriöse Diplomarbeitsbetreuung bedeutet." Auch dass diese "Fernstudien-Betreuung" finanziell günstiger komme als die vom Institut vorgeschlagene Gastprofessoren-Lösung, könne er nicht nachvollziehen: Immerhin müssten die "virtuellen Betreuer" drei Mal zu Präsenzterminen nach Wien eingeflogen werden. "Vielleicht ist das aber in Wahrheit ein Vorschlag zur Sanierung der daniederliegenden europäischen Luftfahrt-Industrie", so Langenbucher.

Strukturelle Mängel im Lehr- und Prüfungsbetrieb der Universität Wien könnten nicht durch E-Learning-Modelle behoben werden, hieß es weiter. "So etwas Wichtiges wie Diplomarbeits-Betreuung eignet sich keinesfalls für derartige Experimente", so Langenbucher und Maireder. Vielmehr müssten dem Institut die "lange vorenthaltenen und dringend notwendigen personellen und räumlichen Ressourcen" zur Verfügung gestellt werden. (APA)