Ein virtuelles Kraftwerk des iSpace soll ein Stromnetz nach den Prinzipien Bedarf und Nachhaltigkeit steuern. So etwa könnte das dann vielleicht aussehen.

Der Standard
Keine neuen Technologien entwickeln, sondern mit vorhandenen Entwicklungen neue Lösungsansätze suchen: So könnte man zwei neue Projekte der Researchstudios Austria, einer Forschungsorganisation der ARC Seibersdorf, beschreiben.

Das Studio Digital Memory Engineering versucht mit Metis verschiedenartige Daten aus verschiedenen Speichern zu vernetzen und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Unternehmen, die zum Beispiel Buchhaltungsdaten, Marketinginhalte und Produktionsdaten oder Aktionärsinformationen immer getrennt verwalten, könnten so erstmals Firmendaten in ihrer Gesamtheit erfassen und eventuell ihre Schlüsse ziehen. Metis soll medienübergreifend funktionieren - also auf eine Metadatenebene Text, Bild und Ton unter gleichen Gesichtspunkten analysieren. "Moderne Unternehmen", sagt Peter A. Bruck, Gesamtleiter der Researchstudios, "haben Daten multimedial gespeichert."

Ein Kraftwerk

Das Studio iSpace wiederum entwickelt ein virtuelles Kraft, mit dem es möglich sein soll, ein Stromnetz zu steuern - und zwar nach den Kriterien Bedarf und Nachhaltigkeit. Es pumpt also zum Beispiel Strom dorthin, wo er gerade gebraucht wird - und zieht erneuerbare Energiequellen (z. B. Wasser) vor. Bei einem Cluster von Haushalten könnte das, so Bruck, große Vorteile bringen.

Beide Projekte, die im zweiten Quartal des nächsten Jahres abgeschlossen sein sollen, sind für den Wissenschafter auch konkrete Beispiele für die Aufgabe der Researchstudios: "Wir wollen einen Bedarf im Markt erkennen - und dann eine entsprechende Lösung entwickeln." Forscher arbeiten normalerweise ja umgekehrt: Sie entwickeln eine Idee, setzen sie mit neuen Technologien oder neuen Anwendungen um. Erst danach wir, wenn überhaupt, der Markt analysiert, ob Bedarf für diese Entwicklung vorhanden ist. "Wir machen Forschung hintenherum", sagt Bruck weiter. Der derzeitige Vertrag mit dem Wirtschaftsministerium laufe bis 2006, Evaluationen sind selbstverständlich vorgesehen. Die momentan fünf Studios sind an verschiedenen Orten in Österreich entstanden: Digital Memory Engineering zum Beispiel in Wien, genauso das Studio Smart Agents, das sich unter anderem mit Artificial Intelligence beschäftigt und bis hin zum Assistenten für das UMTS-Handy vieles entwickelt, was helfen soll, mit neuen Anwendungen wirklich zurechtzukommen.

Advision ist in Linz beheimatet, hier werden Anwendungen von Virtual Reality entwickelt. E-Learning Environments, ein Studio, das sich mit neuen Lernformen beschäftigt, ist schließlich in Innsbruck zu Hause und iSpace in Salzburg. Hier spezialisiert man sich auf moderne Methoden der angewandten Geografie.

Mit Druck arbeiten

Weitere Studios sollen folgen. Und wieder will man sich nach dem Bedarf orientieren und sie nicht nach Gutdünken in die Landschaft platzieren. "Der wirtschaftliche Bedarf soll nicht zum Know-how, das Know-how soll dorthin gehen, wo es gebraucht wird", sagt Bruck - der gesteht, mit den Studios sicher unter einem wirtschaftlichen Druck zu stehen. Schließlich sollte ja eine am Markt gewünschte Lösung gefunden werden - und das, wenn möglich, nicht allzu viel Zeit brauchen. "Wir können aber durch Ideen im Team den Druck kreativ auflösen und finden dadurch passende Lösungen." (Der Standard, Printausgabe, 11.10.2004)