St. Wolfgang - Möglicherweise erst ab dem Jahr 2011 werden in Österreich in der privaten Krankenversicherung die Tarife für Frauen generell günstiger angeboten werden, wie sich dies aus der Ende September von der Brüsseler Kommission verabschiedeten EU-Gleichbehandlungsrichtlinie ergibt.

Für Frauen kann eine private Krankenpolizze im Schnitt "sicher um zehn Prozent günstiger werden", meinte der Spartensprecher im Versicherungsverband, Peter Eichler, am Rande einer Versicherungstagung in St. Wolfgang. Faktisch werde dies aber eher dauern: Es stehe zwar jeder Versicherung frei, sofort auf die neue EU-Vorgabe zu reagieren, "das ist aber nicht wahrscheinlich", sagt der Vorstandsdirektor der UNIQA-Krankenversicherung.

Bis 2005 muss die EU-Vorgabe in nationales Recht gegossen werden. Danach ist drei Jahre Zeit für die Umsetzung in den Branchen, und dann gibt es nochmals drei Jahre Übergangszeit. "Vor 2011 ist also eher nicht damit zu rechnen", meinen auch andere Stimmen im Verband.

Unterschiede nach Alter und Tarif

Attraktiv sei ein Umstieg auf einen neuen "günstigeren" Vertrag nur bei jüngeren Frauen, da bei Älteren der Faktor Nachwuchs ohnedies schon heraus gerechnet sei und sich der Tarif ihrer Polizzen bereits jenem der Männer angenähert habe. Derzeit sind die Geburtskosten für etwa die Hälfte der Prämiendifferenz zwischen weiblichen und männlichen Privatversicherten verantwortlich. Insgesamt macht der Unterschied je nach Alter und Tarif zwischen 20 und 50 Prozent aus.

Einsparpotenzial insgesamt geringer

Dass Frauen kaum mehr als zehn Prozent Verbilligung erwarten können, liegt daran, dass voraussichtlich viele auf neue Verträge umsteigen wollen bzw. manche Assekuranzen vielleicht sogar ganz gezielt die Werbetrommel in Richtung junge Mädchen rühren könnten "womit das Einsparpotenzial insgesamt geringer würde: "Die neuen Prämien für Frauen werden sich dann den bisherigen annähern, und für Männer könnte es sogar überhaupt teurer werden", meint Eichler.

Auf-Rechnungen

Es gibt sogar Stimmen in der Branche, die meinen, dass die Verträge für Frauen in der Praxis im Schnitt nur um fünf Prozent billiger werden können. Dann nämlich, wenn man neben einem Wechsel-Boom von Frauen auf Neuverträge und stockenden Abschlüssen bei Männern auch die Überprüfungskosten mit einrechnet, die das neue EU-Regime für Polizzen beider Geschlechter bedingt: "Und um das, was es bei Frauen billiger wird, müsste es bei Männern teurer werden. Für ein Paar, Mann und Frau zusammengerechnet, wird sich daher nichts ändern", meint auch Eichler.

In Österreich ist derzeit rund eine Million Menschen privat krankenversichert, davon etwa die Hälfte Frauen. Die Sparte hat im Vorjahr etwa 1,3 Mrd. Euro an Prämien eingenommen und knapp 1 Mrd. Euro an direkten Leistungen erbracht. (APA)