Bild nicht mehr verfügbar.

Eingang des Karstadt-Warenhauses in Magdeburg

Foto: dpa/Wolf
Frankfurt/Essen - Die Rettungsbemühungen für den angeschlagenen Handelskonzerns KarstadtQuelle stehen unter massivem Zeitdruck. Konzernchef Christoph Achenbach sagte am Dienstagabend in Düsseldorf nach einem Treffen mit dem deutschen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und zahlreichen Bürgermeistern, die Gespräche mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften über ein Sanierungspaket müssten bis Mitte des Monats abgeschlossen sein.

Die Einigung mit der Belegschaft sei die Voraussetzung für die dringend notwendige Kapitalerhöhung von 500 Mio. Euro und die Verhandlungen mit den Banken, begründete der Manager den engen Zeitrahmen. Bisher war von einem Zeitraum von bis zu vier Wochen für die Suche nach einem Kompromiss zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgegangen worden. Auch Clement drängte, es müsse nun schnell eine einvernehmliche Lösung gefunden werden.

Keine "softe Sanierung"

Gleichzeitig dämpfte Konzernsprecher Jörg Howe Hoffnungen in der Belegschaft, die Sanierungspläne des Handelsriesen spürbar abmildern zu können. Eine "softe Sanierung" werde es nicht geben, sagt er im Sender Phoenix. "Wir haben nur einen Schuss, um das Sanierungskonzept umzusetzen, und wir müssen es schnell umsetzten", sagte Howe. Er sei "fest davon überzeugt, dass wir es schaffen, das Unternehmen zu drehen, dass wir in zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben."

Ein Verkauf des gesamten KarstadtQuelle-Konzerns ist nach Angaben des Unternehmens ausgeschlossen. "Der Verkauf als Ganzes kommt nicht in Frage", sagte Investor-Relations-Leiter Detlef Neveling. "Die Aufgabe der Selbstständigkeit ist keine Option, insofern erübrigt sich die Frage nach einer Komplettübernahme" sagte Neveling zu Berichten über angebliche Äußerungen der US-Investmentgesellschaft Blackstone vom Vorabend, sie könne sich auch die Übernahme des gesamten Konzerns mit dessen gut 15 Mrd. Euro Umsatz vorstellen. Der Deutschland-Vertreter von Blackstone hatte gesagt, das Unternehmen bereite kein Übernahmeangebot vor und ziehe auch keines in Betracht. Interesse bestehe aber unter Umständen an den angebotenen Immobilien von KarstadtQuelle.

Aktie bricht ein

Die Karstadt-Aktie verlor am Mittwochvormittag mehr als neun Prozent am Wert, nachdem die US-Investmentgesellschaft Blackstone Berichte relativiert hatte, sie sei an dem Essener Handelsriesen interessiert. Doch gibt es nach übereinstimmenden Berichten des "Handelsblattes" und der "Financial Times Deutschland" (Mittwochsausgaben) eine ganze Reihe von Interessenten für die Karstadt-Immobilien.

Unterdessen berichtete die "Bild"-Zeitung, KarstadtQuelle wolle bei den anstehenden Tarifverhandlungen auch eine Einschränkung des Personalrabatts durchsetzen, der bisher 10 bis 15 Prozent des Normalpreises betrage.

Schwierige Verhandlungen

Die Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und Vorstand dürften sich außerordentlich schwierig gestalten. Die Gewerkschaft ver.di und der Gesamtbetriebsrat der Warenhaus AG lehnten jüngst eine Verlängerung der Arbeitszeit und dauerhafte Tarifeinschnitte ab. Das Unternehmen forderte dagegen, auch über Urlaub, Mehrarbeit und Gehaltsverzicht zu verhandeln. Derzeit droht nach Gewerkschaftsangaben rund 7.000 Beschäftigten der Verlust ihres Arbeitsplatzes.

Eine knappe Mehrheit der Deutschen ist gegen öffentliche Subventionen für den angeschlagenen Karstadt-Konzern. Bei einer Umfrage des Marktforschungsinstitutes Emnid im Auftrag der "WirtschaftsWoche" äußerten sich 50 Prozent der Befragten gegen den Einsatz staatlicher Mittel für den Handelskonzern, 47 Prozent halten dagegen eine Rettung mit Steuermitteln für gerechtfertigt.

Den Angaben zufolge unterscheiden sich die Meinungen in Ost- und Westdeutschland allerdings erheblich. So fordern in Ostdeutschland 56 Prozent der Befragten eine Rettung mit Hilfe von Subventionen, in Westdeutschland nur 44 Prozent. Emnid befragte am vergangenen Wochenende 1.000 deutsche Bundesbürger. Die deutsche Bundesregierung hatte in der Vergangenheit allerdings mehrfach ein Eingreifen abgelehnt. Erst am Dienstag hatte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement bekräftigt, dass die Handlungsmöglichkeiten der Bundesregierung sehr eingeschränkt seien und sich auf Instrumentarien der Bundesagentur für Arbeit beschränkten.(APA)