Bild: Cover der aktuellen Ausgabe
Wien - Zwanzig ist eine besondere Zahl, und Sonderzahl ist ein besonderer Verlag. Zusammengezählt ergibt das ein Rezept für ein ungewöhnliches Jubiläum. Am Samstag lud der Verleger Dieter Bandhauer, der 1984 mit einem Programm von Austriaca in Essayistik, Literatur und Wissenschaft an die Öffentlichkeit getreten war, zu einem Geburtstagsfest ins Theater am Petersplatz.

Geboten wurden Dramolette von Autoren des Hauses, natürlich 20 an der Zahl (plus 2, weil der Andrang so groß war). Die Vorgabe war: nicht mehr als eine Seite Länge pro Stück, und das Wort Zahl muss vorkommen. Die Autoren lösten die Aufgabe bravourös, von minimalistisch (Antonio Fians Räuber: "Kopf oder Zahl!", der Passant: "Geld oder Leben heißt das!") bis sprachverliebt (Ferdinand Schmatz), vom Monolog übers Trinken auf der Bühne (Thomas Kus- sin) bis zu echten kleinen Beziehungsdramen, etwa von Gustav Ernst ("Ich zahl schon seit zwanzig Jahren drauf bei dir!").

Die Stücke wurden, kommentarlos und nur durch kurze Blackouts getrennt, meisterhaft von Lukas Cejpek inszeniert; Karl Hoess, Margit Hruby und Robert Reinagl schlüpften kongenial in immer neue Rollen. Wer nicht vorher im Programm nachgeschaut hatte, konnte die jeweiligen Autoren zu erraten versuchen.

Was zum Beispiel bei einem vertraulichen Dialog zwischen Scharang und Morak ("Michl, wennst jetzt mir sagst, zahl! Ich zahl!") nicht schwer fiel. Robert Menasse steuerte noch zwei weitere Beiträge zum Thema "Wien fletscht die Szene" bei, in einem signiert Franz Schuh ein Buch für den Leiter eines deutschen Kulturinstituts mit den Worten: "War Goethe je etwas anderes als ein Institut?"

Dass hinter dem "dramolett zur universitätsreform" (Rektor: "zahlen hörer?", Frau Minister: "hörerzahlen!") Wendelin Schmidt-Dengler steckte, erschien nachher nur folgerichtig. Das Publikum feierte die Stückekollektion, die fast vollständig anwesenden Autor/innen und sich selbst beim anschließenden Empfang. Am wenigsten in Erscheinung trat Dieter Bandhauer. Der Verleger ließ das Programm für sich sprechen, dafür beantwortete er Fragen (klar, wie viele) im Programmbuch, über Trivialität, Eleganz, Wirtschaftlichkeit und das Verlegerdasein: "Als Eigentümer und Geschäftsführer eines kleinen Verlags muss ich oft die ganze Bandbreite vom Manager über den Sekretär bis zum Packelschupfer ausfüllen."

Das Programmbuch Kopf und Zahl enthält im Übrigen auch drei Mal konkrete Poesie von Friedrich Achleitner und ein kommentiertes Verlagsprogramm, das die Bandbreite des rührigen Verlags erschließt. (DER STANDARD, Printausgabe vom 4.10.2004)