Nina Peter ist 25 Jahre jung und ausgesprochen zielstrebig. Sie hat gerade ihre dritte Kollektion auf den Markt gebracht und ist schon voll auf Erfolgskurs. Die Wienerin verkauft die von ihr entworfenen Handschuhe und Taschen unter dem Labelnamen "Hautnah" bereits auf internationalem Niveau: in London (beim feinen Departmentstore Harvey Nichols), in Paris, New York und Tokio (50 Prozent der "Hautnah"-Kunden sind JapanerInnen), in Deutschland und auch in Österreich (in Kitzbühel bei "Frauenschuh" und in Wien im vor kurzem eröffneten Concept-Store "Sterngasse 4", bei Fürnkranz Couture und im Kaufhaus Steffl). Und auch jede Menge Veröffentlichungen ihrer Entwürfe in internationalen Magazinen wie i-D oder Elle kann die Designerin vorweisen.

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Zum Talent kommt bei Nina Peter so etwas wie Ver- erbung oder besser gesagt Tradition hinzu: Sie stammt aus einer Familie, die 164 Jahre Erfahrung im Handschuhmachen gesammelt hat. Die Firma "Handschuh- peter" in Wien-Währing wird heute von ihrem Vater Peter Peter geführt, "dem letzten gelernten Handschuhmacher Österreichs", wie die Designerin stolz vermerkt. Das Unternehmen ist auf die Erzeugung von Spezialhandschuhen ausgerichtet, zum Beispiel für die Polizei oder für Handwerker, die besondere Anfertigungen brauchen. Produziert wird in Wien und Ungarn, der Familienbetrieb führt Filialen im dritten und zwölften Bezirk. Bis vor rund 15 Jahren war "Handschuhpeter" aber auch in der Welt der Mode aktiv und fertigte exklusive Modelle, etwa für Hermès und Escada.

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Tochter Nina setzt nun mit ihrem eigenen Label - übrigens zur großen Freude ihres Vaters - die Modetradition im Hause fort. "Ich profitiere natürlich sehr viel vom Know-how und der Infrastruktur unseres Unternehmens", erzählt die Designerin. Obwohl sie eigentlich von Anfang an "an der Quelle" saß, ging sie - trotz eines latenten Interesses für Mode - einen Umweg hin zur Handschuh- und Taschendesignerin. Sie studierte Marketing und Werbung in New York, arbeitete dann in einer Werbeagentur und war mit ihrem Freund - dem DJ Sven Väth - viel auf Reisen. Ein Aufenthalt in Tokio und die dortigen Dresscodes waren der Auslöser für sie, ins Modebusiness einzusteigen. "Die Leute dort ziehen sich so verrückt an, für mich war das ein Wendepunkt in meiner Wahrnehmung von Mode."

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Zurück in Wien, wurde intensiv im firmeneigenen Archiv gestöbert, Unterstützung kam auch vom heimischen Designer Gregor Pirouzi, mit dem Nina Peter befreundet ist. Das Grundanliegen der Jungdesignerin - dem Handschuh seinen Platz als eigenständiges Styling-Accessoire zurückzuerobern - zeigte sich schon in der ersten Kollektion, die im Herbst des Vorjahres auf den Markt kam und gleich von Harvey Nichols ins Programm genommen wurde: Lederhandschuhe und Stulpen in starken Farben wie Pink oder Rot, die mit raffinierten Reißverschlüssen und Metallringen einen frechen Mix aus Punk und Erotik vermittelten.

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Ein Handschuh ist für die Designerin viel mehr als ein nüchterner Wärmespender. "Ich möchte, dass man meine Handschuhe auch in der Bar oder beim Clubbing anlässt." Logisch also, dass sie keine dicken Wollfäustlinge produziert, sondern auf feinste Materialien setzt. Am liebsten ist ihr weiches Handschuhleder aus Frankreich, das wie eine zweite Haut verarbeitet werden kann.
Für die aktuelle Herbst-/Winterkollektion hat sie es mit edlem Kaschmirstrick kombiniert und neben Schwarz, Purpur, Grün, Cognac und Hellgrau auch Metallicleder - "mein Lieblingsmaterial" - eingesetzt. Die Teile kommen glamourös und ordentlich sexy daher, neu sind dazupassende Taschen, die mit witzigen Details punkten wie etwa Griffen aus verstärktem Strick.

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Die Handschuhe kosten zwischen 80 und 120 Euro, die teuerste Handtasche - ein geräumiges Exemplar aus feinstem schwarzen Leder - rund 300 Euro. Auch die Kollektion für Frühjahr und Sommer 2005 ist schon fertig, für sie hat Nina Peter das Sortiment zusätzlich erweitert und auch Wristbands und Gürtel entworfen und Leder mit Leinen und Jeansstoffen kombiniert. Auf längere Sicht, so meint die Designerin, würde es sie schon interessieren, auch Kleidung zu entwerfen. Derzeit stehe aber die Verbesserung der Vertriebsstrukturen für ihre Handschuhe und Taschen im Vordergrund. Und da ist sie ja schon auf dem besten Weg. (DERSTANDARD/rondo/Margit Wiener/01/10/04)

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