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Das deutsche Militärcamp in Kundus.

Foto: APA/epa/Peter Endig
Berlin - Bei dem Raketenangriff auf das Deutsche Militärlager im nordafghanischen Kunduz (Kundus) sind nach Angaben der Deutschen Bundeswehr insgesamt fünf Soldaten verletzt worden. In der Nacht hätte sich noch ein weiterer deutscher Soldat mit leichteren Verletzungen bei den Sanitätern gemeldet, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Ein schwer verletzter deutscher Soldat ist bereits operiert worden und soll nach Deutschland ausgeflogen werden. Neben den drei Deutschen wurden beim Anschlag auch zwei Schweizer verletzt.

Taliban bekennen sich zu Angriff

Die radikalislamischen Taliban haben sich am Donnerstag zum Angriff auf das Camp bekannt. "Alle Besatzer Afghanistans werden dasselbe Schicksal erleiden wie die Amerikaner", sagte Taliban-Sprecher Abdul Latif Hakimi mit Blick auf die anhaltenden Angriffe der Rebellen auf US-Truppen am Donnerstag der dpa. Der Geheimdienstchef der Provinz Kunduz, Abdul Kayoom Balkhi, sagte, ein Verdächtiger sei nach dem Angriff auf die Soldaten vom Mittwoch festgenommen worden.

270 deutsche Soldaten in Kundis

Derzeit unterhält die deutsche Bundeswehr Regionale Wiederaufbauteams (PRTs) in Kundus und Faisabad. In Kundus leisten etwa 270 Soldaten ihren Dienst. In Faisabad hat das zweite unter deutscher Leitung stehende PRT am 1. September offiziell seinen Dienst aufgenommen. Derzeit sind hier rund 110 deutsche Soldaten eingesetzt. In Kabul tun 1480 deutsche Soldaten Dienst, auf dem usbekischen Versorgungsstützunkt in Termes rund 320. Der Bundestag stimmt am Donnerstag über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats der Bundeswehr ab.

Berlin "sehr betroffen"

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder behält sich vor, den geplanten Kabul-Besuch während seiner Asien-Reise abzusagen. Die Regierung sei sehr betroffen über den Angriff auf die deutschen Soldaten, hieß es aus dem Kanzleramt. Die Deutschen genössen aber großes Vertrauen der Bevölkerung und seien nicht stärker gefährdet als andere Nationen. Die Lage um den geplanten Kabul-Besuch am 11. Oktober werde genau beobachtet.

Kein Zusammenhang mit geplanter Mandatsverlängerung

Das deutsche Verteidigungsministerium sieht indes keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Granatenangriff und der geplanten Verlängerung des Mandats durch den Deutschen Bundestag am heutigen Donnerstag. Vor den Präsidentenwahlen am 9. Oktober sei mit Anschlägen gerechnet worden, sagte Ministeriumssprecher Norbert Bicher am Donnerstag in Berlin. Deshalb sei die Präsenz der Bundeswehrsoldaten auch erhöht worden. Minister Peter Struck (SPD) habe dies mehrfach betont.

Bundeswehr und afghanische Sicherheitsbehörden nahmen unmittelbar nach dem Anschlag die Untersuchungen auf. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Wie das Verteidigungsministerium am Donnerstag weiter mitteilte, werde Struck auf dieser Basis im Laufe des Vormittags die Obleute des Verteidigungsausschusses und später auch die Öffentlichkeit in Kenntnis setzen. (APA)