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Roy Horn vor dem Unglück.

Foto: APA/EPA/JAN PITMAN
Las Vegas - Gänzlich unbeschwert wird Roy Horn seine Geburtstage wohl nicht mehr feiern können. Denn der 3. Oktober, an dem der Dompteur und Magier vor 60 Jahren in Nordenham bei Bremen geboren wurde, ist auch der Jahrestag der Tigerattacke, die ihm vor einem Jahr fast das Leben kostete. Im Mirage-Hotel in Las Vegas, wo er mit einer Riesenparty ausgelassen in den 59. Geburtstag hineinfeierte und wenige Stunden später blutüberströmt auf der Bühne lag, wird Roy jetzt im Rollstuhl auf die 60 anstoßen. "Eine kleine Party mit Familie, Freunden und früheren Mitarbeitern im Mirage hat sich Roy gewünscht", teilte sein Sprecher Dave Kirvin mit. Dass er weiter so gute Fortschritte macht, sei alles, was er sich sonst noch wünsche. Optimismus Vor Fernsehkameras präsentierte Roy sich in den vergangenen Wochen tapfer und voller Optimismus. Er sitzt im Rollstuhl, halbseitig gelähmt, seine Stimme ist schleppend und teilweise nur schwer zu verstehen. Seine Zukunft "ist nicht auf Rosen gebettet", räumte Roy jetzt in der US-Zeitschrift "People" ein. "Da mache ich mir keine Illusionen. Aber ich kann damit umgehen." Für seine Ärzte ist es überhaupt "ein Wunder", dass der Tierbändiger die tiefe Bisswunde, den schweren Blutverlust, die Schlaganfälle und die Gehirnoperationen überlebte und sich dank eiserner Therapie jetzt schon in seinem Rollstuhl aufrichten kann. "Ich werde es allen zeigen, dass ich zurück kommen werde", verspricht Horn kämpferisch. Erfolgsstory

Eine unglaubliche Erfolgsstory kann der Magier bereits vorweisen. In den Nachkriegsjahren flüchtete er aus zerrütteten Familienverhältnissen in eine Tier-Traumwelt. Ein Zoo-Gepard namens "Chico" wurde zu seinem besten Freund. Nach dem Abbruch der Schule heuerte er als Steward auf einem Kreuzschiff an, wo er den aus Rosenheim stammenden Siegfried Fischbacher traf.

Zusammen tingelten sie mit Zauber- und Tiertricks durch kleinere Theater, bis ihnen in den 60er Jahren in Monaco der internationale Durchbruch gelang. 1970 zogen sie nach Las Vegas um, wo sie schnell Rekorde aufstellten. 1987 handelten sie mit dem Mirage-Hotel den bis dahin teuersten Millionen-Deal in der Geschichte des Showbusiness aus. Mit einem explosiven Mix aus Zauberei und exotischen Tieren, darunter seltene weiße Tiger, hielt das Duo seit 1990 im Jahr über 700.000 Fans in Atmen. "Siegfried & Roy" wurden als die "Meister des Unmöglichen" gefeiert. Beschützerinstinkt

Roys Liebe zu den Wildkatzen ist ungebrochen. Er gibt dem weißen Tiger Montecore keine Schuld an dem Angriff. Im Gegenteil. "Er ist mein Baby. Er hat mir das Leben gerettet", sagte Horn, der die Großkatze als Junges groß gezogen hat, im Interview mit dem Sender NBC. Er habe auf der Bühne - möglicherweise durch einen Schlaganfall - die Balance verloren. Der Tiger sei seinem Beschützerinstinkt gefolgt, habe ihn am Nacken gepackt und in Sicherheit gebracht. Horn stattet Montecore und der restlichen Menagerie exotischer Tiere im "Secret Garden"- Gehege regelmäßig Besuche ab. Daneben absolviert er täglich sechs Stunden Therapie und kümmert sich mit Partner Siegfried weiter ums Geschäft. Dazu gehört die neue TV-Animations-Serie "Father of the Pride", um eine Familie weißer Löwen.

Nur als Team würden sie wieder in Las Vegas auf der Bühne stehen, versichert Siegfried im "People"- Interview. Er würde Roy doch nicht betrügen wollen. Ein Comeback wollen sie nicht ausschließen. "Gott sei Dank bin ich eine Katze mit neun Leben", sagt Roy. Ich bin jetzt bei meinem Neunten angelangt und habe noch einiges zu erledigen". (APA/dpa)