Barrichello, Räikkönen und Flüssiges am Podest.

Beeindruckende Kulisse in China.

Schanghai - Nach der Pleite von Weltmeister Michael Schumacher beim Großen Preis von China sieht Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wieder einmal einen Silberstreif am Horizont. Obwohl der Brasilianer Rubens Barrichello mit seinem Start-Ziel-Sieg in Schanghai am Sonntag für eine Fortsetzung der Ferrari-Überlegenheit sorgte, war Haug nach Rang drei seines fliegenden Finnen Kimi Räikkönen hinter BAR-Honda-Pilot Jenson Button (Großbritannien) so richtig zufrieden: "Zur Saisonmitte lagen wir pro Runde noch zwei Sekunden zurück. Es war nicht damit zu rechnen, dass wir wieder so nah dran sein werden."

Knapper Rückstand

Im Ziel lag Räikkönen schließlich nur 1,4 Sekunden hinter dem stolzen Sieger Barrichello. "Ferrari hatte zwei Gegner, und wir waren einer von ihnen. Wir haben in der gleichen Liga gespielt", jubelte Haug. Vor den letzten zwei Rennen des Jahres in Suzuka und Sao Paulo ist der Mercedes-Mann sicher, "dass wir in die richtige Richtung arbeiten". Doch nachdem in der Formel 1 alle wichtigen Entscheidungen bereits gefallen sind, wird es die Antwort auf diese Einschätzung erst im nächsten Jahr beim ersten Rennen der Saison in Melbourne geben.

Schumacher hat bei der Grand-Prix-Premiere im Reich der Mitte als Zwölfter zwar die schlechteste Platzierung in seiner einmaligen Karriere eingefahren, doch der siebenfache Weltmeister nahm es scheinbar gelassen. "Das kann man nur mit Humor nehmen. Irgendwie lief alles schief", sagte der Kerpener. Ein elfter Platz in Budapest aus dem Jahr 1995 stand neben den 44 Ausfällen bisher als schwächstes Resultat in der Bilanz des 82-fachen Grand-Prix-Siegers.

Erste Zielankunft ohne Punkte seit 1999

Für Michael Schumacher war es die erste Zielankunft ohne Punkte seit März 1999. "Man kann sich nur damit trösten, dass alles Schlechte auf einmal kam und ich die WM sowieso schon in der Tasche habe", meinte Schumacher. Fragen, wonach Schumacher die Rennen vielleicht nun schon auf die leichte Schulter nehmen würde, kosteten Ferrari-Teamchef Jean Todt nur ein Lachen. "Ich mag ja unfreundlich erscheinen, aber jene, die das aus dem Ergebnis herauslesen, haben überhaupt keine Ahnung vom Motorsport."

Und wie zum Trotz kündigte er an, dass Ferrari nach 14 Siegen in bisher 16 Rennen noch nicht genug hat. "Unser einziges Ziel ist es, auch diese Rennen zu gewinnen. Trotz all unserer Erfolge bisher, ist unser Wille zum Sieg stark wie immer", sagte Todt.

Ferrari blieb ja auch in Schanghai dank Barrichello ohnehin das Maß aller Dinge. "Barrichello macht uns den Schumacher", schrieb die Zeitung "La Repubblica" am Tag danach. Sah "Rubinhos" Erfolg zwei Wochen zuvor in Monza noch wie ein Sieg von Schumachers Gnaden aus, war der Erfolg in China makellos. "Er hat ein perfektes Rennen gefahren", lobte Ferrari- und Fiat-Chef Luca di Montezemolo. "La Stampa" krönte den Brasilianer sogar: "Barrichello ist der Kaiser von Schanghai." Und die "La Gazzetta dello Sport" lobte: "Bravo Barrichello".(APA/dpa/Reuters)