Wien - Rund 700 Menschen haben laut Polizeiangaben am Samstag in Wien für die Selbstbestimmungsrechte des palästinensischen und des irakischen Volkes demonstriert. Konkret richteten sich die Aktivisten gegen den Sperrwall, den die israelische Regierung im Westjordanland errichten lässt, sowie gegen die Besatzung des Irak durch die von den USA geführten Truppen.

Sie marschierten am Nachmittag vom Westbahnhof über die Mariahilfer Straße, den Ring und die Innenstadt zur Staatsoper, wo eine Abschlusskundgebung abgehalten wurde. Die Demonstration ist nach Angaben der Polizei friedlich verlaufen.

50 zum Teil internationale Organisationen

Die Plattform von 50 Organisationen aus mehreren Ländern, die die Demonstration anlässlich des "Internationalen Aktionstag gegen Besatzung und Krieg" veranstaltet hat, sprach in einer Aussendung von 4.000 Teilnehmern. Der Aufmarsch und die anschließende Kundgebung standen unter dem Motto "Weg mit der Mauer in Palästina! Truppen raus aus dem Irak!".

Gefordert wurde der "sofortige Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten" sowie das "Ende des Baus und den Abbau von errichteten Mauern und Checkpoints". Und bezüglich des Irak: der "sofortige Rückzug aller Besatzungstruppen" und das "Recht der irakischen Bevölkerung, über ihr Schicksal in voller Souveränität zu bestimmen". Die Demonstration sprach sich zudem gegen Rassismus und religiöse Diskriminierung, insbesondere gegen Antisemitismus und Islam-Feindlichkeit aus.

Der SPÖ-Europaabgeordnete und parlamentarischen Geschäftsführers der Fraktion der Europäischen Sozialisten (SPE), Hannes Swoboda, der vor der Oper sprach, versicherte laut der Aussendung, seine Stimme weiterhin gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit erheben zu wollen.

SPÖ gegen Unterdrückung und Terror

Nationalratsabgeordnete Elisabeth Hlavac (SPÖ) erinnerte daran, dass die zweite Intifada durch den Besuch des israelischen Ministerpräsidenten und damaligen Oppositionsführers Ariel Sharon im Jahr 2000 am Tempelberg in Jerusalem ausgelöst wurde, der von den Moslems Haram as Sharif genannt und als Heiligtum verehrt wird.

Der Wiener Landtagsabgeordnete Omar al-Rawi (SPÖ), der in Bagdad geboren wurde, sagte: "Die Irakerinnen und Iraker verurteilen den Terror, aber auch jegliche Form der Besatzung und des Staatsterrorismus." Susanne Jerusalem (Grüne), ebenfalls Abgeordnete in Wien, betonte, dass es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben könne.

Der Amstettner Kaplan Franz Siedler, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Christinnen und Christen für die Friedensbewegung, strich in seiner Ansprache die besondere Sensibilität gegenüber dem jüdischen Volk angesichts des Holocaust hervor. "Diese Sensibilität kann aber nicht so weit gehen, dass ich schweigen muss zur Politik von Ministerpräsident Ariel Sharon", so Siedler.

Zugleich verurteilte er Selbstmordattentate, wie sie in von Palästinensern in Israel verübt werden. Die Vertreterin der Islamischen Religionsgemeinde Wien, Zeliha Cicek, unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Kräfte für den Frieden. (APA)