Rom - Der italienische Außenminister Franco Frattini hat der deutschen Regierung vorgeworfen, mit ihrem Streben nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat eine Spaltung Europas zu riskieren. "Mit seiner Forderung läuft Deutschland dem Ideal zuwider, für das wir alle gemeinsam arbeiten", sagte Frattini den Zeitungen "Corierre della Sera" und "La Repubblica" (Sonntagsausgaben). Die deutschen Ambitionen widersprächen dem Geist der europäischen Verfassung, die die Schaffung eines gemeinsamen EU-Außenministers vorsieht.

Die Aufforderung von Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) an Italien, sich im Wettstreit zu Deutschland ebenfalls um einen ständigen Sitz zu bewerben, wies Frattini zurück. "Ich akzeptiere keine Konkurrenz, die auf nationalen Interessen beruht. Damit riskiert man eine Spaltung Europas." Er schlug Deutschland "ein gemeinsames Vorgehen für einen europäischen Sitz" vor.

Fischer hatte Italien aufgefordert, sich selbst um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat zu bewerben. Er empfehle Italien ernsthaft eine Kandidatur, sagte er im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstagausgabe). Dann gebe es einen fairen Wettstreit zwischen zwei befreundeten und verbündeten Ländern. Wenn erst einmal sämtliche Schwierigkeiten überwunden seien, hätten alle anderen Regionalgruppen einen neuen Vertreter in einem neuen, erweiterten Sicherheitsrat, nur die Europäer nicht - da Italien Deutschlands Kandidatur nicht akzeptiere, selbst aber nicht kandidiere. Er verstehe diese Haltung nicht ganz, sagte Fischer. (APA)