Die 50 Clown-Ärzte und -Ärztinnen sind Vollprofis - 26 Spitäler in Wien, Burgenland, Steiermark, Kärnten und Tirol besuchen die Clowns regelmäßig.

Foto: AAP/ ROTE NASEN/GOLDNAGL

Wien - Das Wartezimmer ist bis auf den letzten Sitzplatz voll. Die Erwachsenen in der Ambulanz im Orthopädische Spital haben an diesem Vormittag ihre Gesichter bereits auf Stand-by-Mode geschaltet. Doch da - tätera! - beginnen Dr. Eierkopf und Dr. Wiffzack mit der Scherzkeks-Visite: "Warten ist immer gut", legt Eierkopf, der Clown mit dem gelben Häubchen ein Schäuferl nach und alle grinsen.

Koryphäen auf ihrem Gebiet

"Franz, Spezialist im Bereich der Verstopfungen", stellt sich Dr. Wiffzack mit dem grauen breitkrempigen Hut vor. Ein blonder Bub mit dicken Brillengläsern trägt bereits die rote Nase aus Schaumgummi, er hüpft vor den beiden Clowns auf und ab und fordert: "Ich will Ihre Nase quietschen hören!" - "Ich will aber nicht!" - "Ich aber!" Bald ist klar, dass die Rote-Nasen-Ärzte absolute Koryphäen auf ihrem Gebiet sind: "Brauchen Sie das noch?", will Dr. Eierkopf von den Eltern eines Neugeborenen wissen. "Muss man es auch füttern?"

Blödeln in geriatrischen Abteilungen

Seit zehn Jahren gibt es die Roten Nasen, den "Verein zur Förderung der Lebensfreude für kranke oder leidende Menschen". Die 50 Clown-Ärzte und -Ärztinnen sind Vollprofis, jeder absolviert 1500 Spaß-Einsätze im Jahr. In 26 Spitälern in Wien, Burgenland, Steiermark, Kärnten und Tirol kommen regelmäßig die Clowns zu Besuch. Seit 1999 wird auch in geriatrischen Abteilungen geblödelt.

"Are you looking für a room? For one or two persons?

Eierkopf und Wiffzack, die ohne rote Nasen Andreas Moldaschl und Bono Kopic heißen, gehen weiter auf die Kinderstation. "Bist du ein Clown?" fragt Daniel im Foyer mit großen Augen. "Bist du das Kind?", kommt die Gegenfrage von Dr. Wiffzack. Daniel: "Ich hab' das nämlich erkannt, weil du eine rote Nase hast." Vor dem Schwesternzimmer blicken sich zwei Nigerianerinnen Hilfe suchend um. "Are you looking für a room? For one or two persons?" - die Frauen lachen schallend.

In der Krankenhausschule nehmen an diesem Tag vier Kinder am Unterricht teil. Wiffzack legt sich auf die Schulbank von Conny. "Rette die Perlen", ruft die Werklehrerin der 13-Jährigen zu. Es klopft. Die Frau aus Nigeria steckt den Kopf zur Tür herein - "No, this is not your room!", ruft Wiffzack.

Manche wollen wegen der Clowns länger bleiben

Viktorya (8) kichert ununterbrochen. Sie sagt etwas auf Ukrainisch, saust aus dem Klassenzimmer. "Viktorya will etwas holen", übersetzt die Dolmetscherin. Das zarte blonde Mädchen kommt mit einem gelben Luftballon zurück. Grinst, legt ihn auf den Boden und hüpft mit beiden Füßen drauf. Der Ballon bleibt ganz. Wiffzack hilft nach, es kracht: "Ballonski zerplatzki!", ruft Eierkopf. "Manche Kinder wollen freiwillig einen Tag länger bleiben, damit sie noch einmal die Clowns erleben können", erzählt die Lehrerin Maria Königshofer.

Franz Grill, der ärztliche Leiter des Krankenhauses ist von seinen Kollegen aus der Spaßabteilung angetan: "Die Clowns kommen auch bei den Erwachsenen gut an". Dass die Docs auch im Ambulanzbereich, wo es "mehr Aggressionspotenzial" gebe, herumblödeln, habe sich bewährt.

Dorthin, in die Ambulanz, sind Eierkopf und Wiffzack nach ihrer Runde durch die Zimmer zwei Stunden später auch wieder zurückgekehrt. Sie scherzen sich zum Stiegenabgang durch, verteilen noch ein paar rote Nasen. Nächste Woche werden sie wieder pünktlich zur Lachtherapie da sein. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe 25/26.9.2004)