Seit Monaten ist die Rolltreppe kaputt. In der Albertinapassage, dem nebst der Opernpassage gegrabenen Loch unterm Ring, hat man ein Warnschild aufgestellt. Es findet sich keines über eine Wiederinbetriebnahme.
Ausgetrocknet
Ein Symbol für den schleichenden Verfall der Passage. Früher, meint Frau Rosemarie seufzend, gab es wenigstens noch "charmante homosexuelle Herren". Die haben einander im unterirdischen Café vis-à-vis ihres Geschäftes getroffen, hin und wieder hat einer bei ihr hereingeschaut. Das Café gibt es schon lange nicht mehr.
Später versuchten dort auch noch ein Plattengeschäft, das "Carola", und die "Gaudi-Tapas-Bar" ihr Glück.
Heute bevölkern, neben den Damen in zwei weiteren Sou 2. Spalte venirgeschäften, gerade noch die Toilettenfrau Ljubica und ein privater Wachtdienst dieses unterirdische Biotop.
Der Wachmann erzählt von einer 14-jährigen Drogentoten, die er vor drei Monaten am Klo gefunden hat; oder darüber, und die Aufregung ist ihm anzumerken, dass die Albertinapassage im Internet als Schwulentreffpunkt angepriesen wird. "Dass man da nix machen kann", um diesen, seiner Meinung nach, "skandalösen Zuständen" da unten "ein Ende zu machen, so was versteh' ich einfach net".
Das Schicksal der Passage könnte im Büro des Planungsstadtrates entschieden werden. Man analysiere, ob es sinnvoll wäre, an der Oberflä 3. Spalte che Fußgängerüberquerungen zu errichten, heißt es dort. Ob man die Passage dann nicht zuschütten könnte? "Da haben sie eigentlich recht."
Die Rolltreppe rührt sich seit dem vergangenen Oktober nicht mehr. Sie ist mehr als 40 Jahre alt, führt zu keiner U- Bahn oder sonst einem Verkehrsmittel und ist nicht mehr reparabel, teilt die Stadtverwaltung mit. Nur eine komplette Erneuerung im Rahmen einer Generalsanierung der Unterführung sei sinnvoll.