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Die hohen Strommauten sind dem Regulator Walter Boltz ein Dorn im Auge. Er will eine österreichweite Senkung erzwingen und damit für mehr Wettbewerb sorgen.

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Wien - Stromregulator Walter Boltz will die von den Energieversorgern verlangten Gebühren für die Durchleitung von Strom Anfang 2005 kräftig senken. Damit soll Spielraum geschaffen werden für mehr Wettbewerb. "Es wird eine durchaus erkennbare Entlastung der Konsumenten geben", sagte Boltz im Gespräch mit dem Standard.

Derzeit sind die Mitarbeiter der E-Control noch am Sichten des Datenmaterials, das von den 15 großen Energieversorgern im Land (Verbund, neun Landesgesellschaften, Stadtwerke Graz, Klagenfurt, Innsbruck, Linz und Wels) eingefordert wurde.

Die Tarifsenkung werde sich zum Teil im zweistelligen Prozentbereich abspielen. Boltz: "Jedenfalls sollten die niedrigeren Strommauten die zuletzt angekündigten Preiserhöhungen wettmachen."

Strommauten bereits zweimal gesenkt

Seit der Vollliberalisierung des Strommarktes in Österreich 2001 sind die Strommauten bereits zweimal gesenkt worden - in Summe um 260 Mio. Euro. Die Netztarife machen etwa ein Drittel der gesamten Stromrechnung aus und liegen in Österreich sowohl im Haushalts- als auch im Industriebereich noch immer deutlich über dem EU- Durchschnitt.

Über mangelnden Wettbewerb in der heimischen E- Wirtschaft, zu wenig Angebote und in der Folge überteuerte Stromrechnungen, hat zuletzt insbesondere die Industrie laut geklagt - und damit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein auf den Plan gerufen.

Dieser hat, wie berichtet, Ende voriger Woche die Bundeswettbewerbsbehörde mit einer Untersuchung der gesamten Strombranche beauftragt. Mit eingebunden sind auch der Bundeskartellanwalt und die E-Control. Boltz: "Wir gehen den Vorwürfen nach und werden spätestens Ende des Jahres Ergebnisse vorlegen."

Stromlösung steht

Die Branchenuntersuchung hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die österreichische Stromlösung ("Ösl"), der geplanten Teilfusion zwischen Verbund und den Partnern der Energie Allianz um EVN und Wienstrom.

Der ins Auge gefasste Starttermin 1. Oktober ist nicht mehr zu halten, weil der Verbund letzte Detailverhandlungen bis Vorliegen der Untersuchungsergebnisse auf Eis gelegt hat. Frühestens Anfang 2005 können die Ösl-Partner nun beginnen, die auf insgesamt 80 Mio. Euro geschätzten Synergien gemeinsam zu heben.

Machtzusammenballung

Der Chef des Kärntner Energieversorgers Kelag, Hermann Egger, sieht sich durch die laufenden Ereignisse in seiner Position bestätigt. "Eine derartige Machtzusammenballung, wie sie die österreichische Stromlösung darstellen würde, ist nicht gut für Österreich. Das haben wir immer gesagt und das sagen wir weiter."

Während andere Energieversorger die Strompreise laufend erhöht hätten, habe die Kelag dies seit zwei Jahren nicht getan. "Das ist mit ein Grund, warum wir beispielsweise in Wien zu den günstigsten Anbietern bei Haushaltsstrom gehören", sagte Egger.

Zehn Prozent des Stroms wird heuer bereits außerhalb Kärntens verkauft, für 2005 habe man 20 Prozent des Stromabsatzes außerhalb Kärntens unter Vertrag. (Günther Strobl/DER STANDARD Printausgabe, 21.09.2004)