Der Börsekandidat betbull.com - The European Betting Exchange (Ebex) - will zwei Drittel der Erlöse aus der nächsten Finanzierungsrunde in das Marketing der Internet-Wettbörse investieren. Der Mittelzufluss solle das Marketingbudget für eineinhalb bis zwei Jahre abdecken, ein Drittel des Geldes solle in den operativen Betrieb gehen, sagte Ebex-Chief Executive Officer (CEO) Günter Schmid in einem Telefoninterview zu Reuters. Schmid wollte keine Angaben dazu machen, ob der Börsegang nun bereits beschlossen sei und unmittelbar bevorstehe.

Die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG prüfe die Alternativen, hatte Schmid vor rund einer Woche erklärt und eine Entscheidung für die nächsten zehn bis 14 Tage angekündigt.

Ebex ist ein Joint Venture (JV) des österreichischen Internet-Sportwettenanbieters BETandWIN.com Interactive Entertainment AG und der britischen CES Software plc. Die Wettbörse, die Anfang September ihren "soft launch" erlebte, wird derzeit noch nicht aktiv beworben. "Wir werden das im Oktober anfangen", erklärte Schmid.

In österreichischen Tageszeitungen wird mit der Emission junger betbull-Aktien in der ersten Oktoberwoche gerechnet. Der Emissionspreis je Aktie soll um die sieben Euro liegen, der Erlös insgesamt zwischen 15 und 17,5 Millionen Euro. Knapp unter 50 Prozent an Betbull wären dann im Streubesitz.

Das Marketing wolle betbull auf vier Säulen aufbauen, führte Schmid aus. In der Anfangsphase werde sich die Wettbörse mit Direktmarketing - on- und offline - auf Kundenfang machen und über Agenten und Partner wie z.B. BETandWIN. Erst wenn diese Maßnahmen gegriffen haben, solle auch Sponsoring dazu kommen. "Bei der Schach-Weltmeisterschaft sind wir offizieller Partner", nannte Schmid ein Beispiel einer Kooperation mit einem Veranstalter.

Das Marketing der Seite ist dringend nötig, um die Erfolgsvoraussetzung Liquidität zu schaffen. Es sollten zu jedem Zeitpunkt verfügbare Wetten online stehen und die Quoten auf Angebots- und Nachfrageseite nicht zu weit auseinander liegen, nannte Schmid wesentliche Faktoren. Am Volumen der zusammengeführten Wetten könne man dann die tatsächliche Liquidität ablesen, so Schmid. Anders als bei den bisherigen Wettangeboten spiele man bei betbull nicht gegen einen Buchmacher. "Es spielt jeder gegen jeden, Person gegen Person - das motiviert die Leute einfach dadurch, dass es ums Rechthaben geht im Zweikampf und nicht darum, ein System zu schlagen," ist Schmid optimistisch eine Marktlücke zu besetzen.

Anbieten wolle betbull vor allem Sportwetten mit Schwerpunkt auf kontinentaleuropäische Sportarten, Finanzwetten - z.B. auf Indices und Währungen - Politik-Wetten und - sofern es Nachfrage danach gebe - "longshot-Wetten" (Wetten über einen längeren Zeitraum).

Die Wettfrage werde von betbull formuliert, da es darauf ankomme, dass der Wett-Ausgang eindeutig sei. Dies sei bei früheren Versuchen von Wettbörsen, bei denen Spieler die Wettfrage stellen konnten, manchmal nicht der Fall gewesen. Das Wettthema werde daher von betbull definiert, die Spieler stellen ihre Quoten dazu. Vom Wettgewinn erhält betbull eine Kommission von zwei bis fünf Prozent. "Verlierer zahlen nichts", so Schmid. Im Durchschnitt liege der Rohertrag bei Wettbörsen bei rund einem Prozent des Wettumsatzes.

Ein Teil der Kommissionserlöse gehe an CES, den Technologiepartner von betbull. "Wir haben die Technologie an CES outgesourced", so Schmid, "Wir zahlen einen Anteil der Kommission, die wir generieren, an CES. Da gibt es keinen Fixkostenbeitrag - das ist ein sehr großer Vorteil. Wenn am Anfang kein gewaltiger Verkehr ist, sitzen wir nicht auf einem Fixkostenblock."

Der an CES zu zahlende Betrag sei nach oben gedeckelt, so Schmid und liege "unter dem, was man ausgeben müsste, um die Software selbst zu entwickeln".

Die CES-Software solle auch an andere Wettbörsenbetreiber verkauft werden. Als erster Kunde habe betbull aber "einen sehr günstigen" Preis bekommen. "Wir sind die ersten, die das Geschäft in dem Umfang hochziehen. Ich glaube, wir haben einen sehr günstigen Preis bekommen - eben den Preis, den typischerweise der bekommt, der es zuerst einsetzt," wollte Schmid keine genaueren Angaben machen.(Reuters)