Wien - Nach wiederholten Überfällen auf Juweliergeschäfte in der letzten Zeit halten immer mehr Juweliere ihre Verkaufslokale nun auch während der Öffnungszeiten geschlossen und lassen Kunden nur mehr nach Anläuten ein. Mit derselben Maßnahme haben auch schon zahlreiche Sonnenstudios reagiert, nachdem es seit Jänner zu Serienüberfällen gekommen war.Ohne Handschellen

Die Beute beim jüngsten Juwelierüberfall in der Favoritenstraße in Wien-Favoriten von Donnerstagnachmittag hat einen Wert von rund 500.000 Euro. Die drei bewaffneten Täter waren ins Geschäft gestürmt und hatten Ingeborg V. (56) und Helga W. (49) zu Boden gezwungen. Einer der Kriminellen wollte sie mit Handschellen aneinander fesseln, erwischte aber nur die Hände von einem der beiden Opfer. Dadurch konnte die andere Frau später die Polizei alarmieren, doch das Trio war bereits über alle Berge.

Die Kriminaldirektion 1 überprüft nun, ob es Parallelen zu früheren Überfällen gibt. Der Überfall vom Dienstagabend in der Spiegelgasse in der Wiener Innenstadt passt jedenfalls nicht. Wie berichtet, hatte ein Täter den 81-jährigen Juwelier mit einer Waffe auf den Kopf geschlagen und war mit einer Beute in unbekannter Höhe geflüchtet.

Täter raste mit dem Auto in die Auslage

Seit Anfang des Jahres kam es zu mehreren spektakulären Einbrüchen und brutalen Überfällen in Wien. Im Jänner wurde in Wien-Floridsdorf eine Juwelierin niedergestochen, sie überlebte knapp. Der Juwelier Wagner in der Kärntner Straße wurde nur wenig später gleich zweimal heimgesucht: Ein Überfall am Tag, die Täter aus Estland wurden inzwischen verurteilt, ein Einbruch in der Nacht, bei dem die Täter mit einem Auto in die Auslage rasten und Preziosen um eine Million abräumten. Beim Innenstadtjuwelier Skrein kam es im Juli zu einem Einbruch (Teil der Beute siehe Bild). Im September erschoss ein Juwelier in Wien-Meidling einen Einbrecher.

Schmuckstücke tauchen im Inland selten auf Die Beute dürfte fast immer ins Ausland geschmuggelt werden, im Inland tauchen gestohlene Schmuckstücke selten auf. Bundeskriminalamt und Dorotheum tauschen online Informationen über gestohlene und verdächtige Stücke aus. Gerade wenn man ungetragenen Schmuck angeboten bekomme, sei man sehr vorsichtig, hieß es Freitag im Auktionshaus auf Anfrage. Jedes Schmuckstück trage eine Erzeuger- oder Händlerpunze, die eine Identifizierung möglich mache.(Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe 18.9.2004)