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London - Träume haben offenbar keine wirkliche Funktion für den Körper. Diese Vermutung legt der Fall einer Patientin der Universitätsklinik Zürich nahe, die seit einem Schlaganfall vor über einem Jahr nicht mehr träumt. Dies wirkt sich jedoch weder auf das Schlafmuster noch auf die Psyche der 73-Jährigen negativ aus. Der Schlaganfall hatte die Blutversorgung des so genannten Okzipital- oder Hinterhauptlappens unterbrochen. Untersuchungen der Zürcher Mediziner ergaben, dass das Schlafmuster der Patientin abgesehen von der Traumlosigkeit völlig normal war. Selbst wenn die Frau aus dem REM-Schlaf - oft auch als Traumschlaf bezeichnet - geweckt wurde, konnte sie sich nicht daran erinnern, geträumt zu haben.

REM-Schlaf braucht keine Träume

Dies wertet der Zürcher Forscher Claudio Bassetti als Hinweis darauf, dass der REM-Schlaf, der etwa ein Viertel der Schlafzeit ausmacht, nicht unbedingt mit Träumen einhergehen muss. Der REM-Schlaf wird vermutlich von Gehirnstamm und Mittelhirn kontrolliert, während für das Träumen offenbar der bei der Patientin beschädigte Okzipitallappen zuständig ist.

"Ich glaube nicht, dass Träume eine reelle Funktion haben", sagte der britische Schlafforscher Jim Horne dem Magazin "Nature". "Ich denke, dass Träume das Kino des Gehirns sind. Sie tragen zur Unterhaltung des Gehirns bei, während wir schlafen." Solche von einem einzigen Fall abgeleitete Schlussfolgerungen gehen dem Schweizer Bassetti jedoch zu weit. Wie Träume entstehen und welchen Zweck sie möglicherweise erfüllen, sind nach seiner Ansicht derzeit noch völlig offene Fragen. (APA)