Eva, Adolf, Offiziere

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Berlin - Der Historiker Hans Mommsen hat den Hitler-Film "Der Untergang" scharf kritisiert. Die Rekonstruktion bloßer Fakten ergebe keine Geschichte, sagte er im DeutschlandRadio Berlin über den von Bernd Eichinger produzierten Film (Regie: Oliver Hirschbiegel). Mit dem Bemühen, Hitler so lebensgetreu wie möglich darzustellen, sei noch keine sinnvolle historische Aussage gemacht: "Die Reduktion von Geschichte auf reine Personengeschichte ist überhaupt nicht geeignet, um ein Verständnis der großen historischen Prozesse zu transportieren", sagte der emeritierte Professor für Geschichte. "Die nachgemachte Stimme Hitlers heute ist nicht die Stimme, die sie damals war. Dadurch kommen ganz falsche Effekte zu Stande."

Die Medien hätten die Tendenz, Geschichte ohne historische Interpretation vorzuführen, kritisierte Mommsen. Dies erzeuge aber kein politisches Verständnis für die Ereignisse. "Es ist natürlich schön, dass das Publikum mal begreift, dass Hitler ein mediokres Individuum ist und keineswegs vorbildlich." Die Rolle des Diktators im Dritten Reich sei stets überbetont worden. Dies stelle der Film deutlich heraus, meinte Mommsen. Aber er bezweifele, ob eine breitere Einsicht für die Ursachen der Diktatur und deren relative Stabilität erzeugt wird.

Letztlich erkläre er sich das wachsende Interesse für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts mit dem Absinken der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik, sagte Mommsen. Da würden historische Widerlager gesucht. Das habe nichts mit der Aufarbeitung des Dritten Reiches zu tun. (APA/dpa)