Rom - Ein neugriechisches Amphitheater, das der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi auf dem Grundstück seiner Luxusvilla "La Certosa" im nördlichen Teil Sardiniens errichtet hat, ist in Italien zur Staatsaffäre aufgerückt. Der Polizeichef der sardischen Stadt Sassari, hochrangige Funktionäre der Sicherheitsdienste und die Rechtsanwälte Berlusconis verhinderten eine Inspektion der sardischen Staatsanwaltschaft, welche die Umweltverträglichkeit des Amphitheaters überprüfen wollten.

Tunnelkontrolle

Die Staatsanwälte wollten insbesondere einen Tunnel kontrollieren, durch den Ehrengäste, die per Boot Berlusconis Grundstück erreichen, einen sicheren Zugang zum Amphitheater haben. Die Bauarbeiten waren bisher streng geheim gehalten worden. Granitplatten, Stahl und Zement waren per Hubschrauber geliefert worden. Wächter kontrollieren, dass niemand vom Meer aus das Amphitheater fotografierte. Umweltschutzorganisationen hatten vor den Arbeiten gewarnt, die einen Hang auf einer der schönsten Küstenstrecken beschädigen könnten.

Die Umweltaktivisten schalteten die Staatsanwälte ein, denen jedoch aus angeblichen Sicherheitsgründen der Zugang zum Grundstück verweigert wurde. Berlusconis Rechtsanwalt Nicolo Ghedini versicherte, dass die Arbeiten die Umweltkriterien voll berücksichtigt hätten.

Die Staatsanwälte reichten beim Verfassungsgericht Einspruch gegen das Inspektionsverbot ein, berichteten italienische Medien am Donnerstag. Die hohen Richter werden in den kommenden Wochen über den Streit entscheiden. Die Bauarbeiten im 40 Hektar großen Grundstück, das Berlusconi in den achtziger Jahren gekauft hatte, hatten bereits in den vergangenen Monaten im römischen Parlament für Polemik gesorgt. Die oppositionelle Mitte-Links-Allianz beschuldigte Berlusconi, das Amphitheater ohne die notwendigen Genehmigungen gebaut zu haben. Das Bauwerk unweit des Meeres sei eine "Bausünde".

Berlusconi zahle Bauarbeiten aus eigener Tasche

"Für das Werk sind alle Baugenehmigungen erhalten worden. Berlusconi zahlt die Bauarbeiten aus eigener Tasche", versicherten Berlusconis Mitarbeiter. Das Amphitheater sei aus einer Grotte ausgebaut worden.

Villa La Certosa ist Berlusconis Sommerresidenz. Der italienische Ministerpräsident liebt es, im August Regierungschefs und Präsidenten in der 2.500 Quadratmeter großen Villa mit atemberaubendem Ausblick auf das Meer einzuladen. Im August hatte der britische Premierminister Tony Blair Berlusconi in seiner Villa besucht. 2003 hatte der italienische Regierungschef den russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Sardinien eingeladen. (APA)