Petra Simon, geboren 1972 im Zeichen des Löwen, absolvierte das klassische 80er-Jahre-Programm: orange Bundfaltenhosen, Hemdsärmel gleich Fledermausflügeln, ein Rucksack von Benetton, mit 17 erste geistige Kraftakte, schwarz gekleidet und Klaus Nomi hörend, Modern Talking hassend. Davor noch der Pelikan-Füller und die Schneiders-Schultasche. Und jede Menge Spiel, Spaß und Freiheit, gemeinsam mit zwei Brüdern in den Wäldern der Oststeiermark. "Die Freiheit aus jenen Tagen hinterließ ihre Spuren. Ich denke, durch dieses Austoben in der Natur ohne Aufsicht haben wir gelernt, unsere Konflikte selbst zu lösen. Man entwickelt eine höhere Frusttoleranz, wird konfliktfähiger", so die Architektin, die derzeit an einem Einkaufszentrum in Mistelbach arbeitet und den Bau des Wiener Restaurants Fabios als Projektleiterin für die Architektentruppe BEHF betreute.

Von den Fledermausärmeln und schwarzen Rollis ist nichts mehr zu sehen. Petra Simon sieht aus wie eine erfolgreiche Frau aus dem Business-Bilderbuch. Die Ansichten, über die sie spricht, kommen selbstbewusst rüber, gereift, nicht zum ersten Mal gedacht. "Ich denke, alles was mich in 30 Jahren geprägt hat, fließt in meine Arbeit ein, ist mein Profil. Es geht um ein großes Ganzes, aus dem man keine Teile herausnehmen kann. Ich glaube, man sieht das nicht nur am architektonischen Ergebnis, sondern auch an der Arbeitsweise", sagt sie.

Dass sie das Spielen mit Fisher-Technik, Matador, Lego oder Playmobil - schließlich regnete es draußen manchmal - in diese entwerferische Laufbahn führte, glaubt sie nicht, denn lange bevor sie auf ihrer ersten Baustelle aufkreuzte, absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Die Kindergartenwelt war dann aber doch nicht die ihre, die Uni schien der richtige Ort für die folgenden Jahre zu sein. Vorher galt es allerdings noch die Frage zu klären, ob Jus, Landschaftsplanung oder Architektur das Passende wäre. Doch das ist lange her. Aber was ist schon lange, mit 32?

Wie fühlt es sich überhaupt an, 32 zu sein? "Gut", sagt Petra Simon und meint weiter, "man hat ein Profil entwickelt, Konturen, ist selbstsicherer, kann das Leben bewusster gestalten". Auf die Frage nach dem Älterwerden reagiert Simon gelassen, "Noch hab' ich keine Antifaltencreme", sagt die Architektin und lacht. "Nein im Ernst, Frauen kommt da ja eine ganz spezielle Rolle zu. Das Gesellschaftsbild will sie ja immer jung und schick haben. Ich blende das Alter nicht aus, ich denke, ich werde ganz gut damit umgehen können", glaubt Simon und ist gleichzeitig heilfroh, zur ersten Frauengeneration zu gehören, die irgendwie gleichberechtigt lebt und arbeitet, auch in einer von Männer bestimmten Branche wie der ihren. Dass es aber in Sachen Gleichberechtigung noch viel zu tun gibt, ist ihr klar.

Für den Playmobil-Fototermin kramte Petra Simon das alte Piratenschiff ihrer Brüder hervor. So richtig in Spiellaune sei sie aber nicht gekommen, auch wenn sie es nett fand, das Ding nach all den Jahren wieder mal zwischen die Finger zu bekommen. Und was für ein Themenpark käme raus, würde man all ihre Mittdreißiger in eine Playmobilkiste packen und ordentlich durchrütteln? "Ich denke, meine Zeitgenossen und natürlich auch ich sind eine sehr selbstbezogene, durch den Wertepluralismus geprägte Generation, die sich's schon gerne richtet. Die Entscheidungsfreiheit, mit der wir uns durch die Zeit bewegen, prägt uns. Das kann natürlich auch zur Orientierungslosigkeit führen. Außerdem bleiben - ohne dass ich verallgemeinern will - gesellschaftspolitische Ambitionen viel mehr auf der Strecke als in anderen Generationen", analysiert Petra Simon ihre Zeitgenossenschaft. Wie das Spiel dieser laut Simon durchaus selbstverliebten Figuren ausgeht, weiß sie nicht. Eine Vermutung aber hat sie anzubieten: "Ich glaube nicht an eine Wende innerhalb meiner Altersklasse, doch werden wohl Generationen kommen, die gegen diese Entwicklung ansteuern". (Michael Hausenblas DER STANDARD, rondo/17/09/2004)