Wien/New York - Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) erhöht ihre Förderung zum 1. November um eine Million Barrel. Dies teilten die Ölminister von Saudi-Arabien, Algerien und Iran am Mittwoch beim OPEC-Ministertreffen in Wien mit. Damit steigt die tägliche Förderquote der Organisation auf 27 Mio. Barrel.

Nach Angaben von Experten produziert die OPEC aber schon jetzt bis zu 28 Mio. Barrel, weil die meisten Mitglieder sich nicht an die vorgegebenen Quoten halten. Das nächste Treffen der OPEC-Minister soll den Angaben zufolge am 6. Dezember in Kairo stattfinden.

Märkte reagieren eher lau

Die Märkte reagierten dementsprechend eher lau: Der Preisanstieg konnte nicht gebremst werden. Die für Europa wichtigste Sorte Brent kostete am späten Nachmittag 42,03 Dollar pro Fass zu 159 Litern, ein Plus von 20 Cents.

Eine Entscheidung über die vielfach erwartete Anhebung des Richtpreises für Öl - derzeit 22 bis 28 Dollar je Barrel - fiel zunächst nicht.

Experten wie Klaus Matthies vom Hamburger Welt-Wirtschaftsarchiv (HWWA) hatten dagegen eine Anhebung des Richtpreises erwartet. Matthies sagte dem Tagesspiegel: "Nach dem massiven Ölpreisanstieg ist die Gelegenheit jetzt günstig, über eine Anhebung des angestrebten Preisziels zu reden."

Preisspanne bei 22 bis 28 Dollar pro Barrel

Bisher liegt die Preisspanne bei 22 bis 28 Dollar pro Barrel. In dieser Spanne, auch Preisband genannt, soll sich der Ölpreis nach Vorstellung der Förderländer bewegen, ansonsten wollen sie mit Fördersteigerungen oder -senkungen darauf reagieren.

Die bisher gültige Spanne von 22 bis 28 Dollar wird allerdings seit Monaten überschritten. Matthies sagte, die OPEC könne diesen Umstand nun nutzen, um ihre Preispolitik anzupassen "ohne als Preistreiber dazustehen".

Die Industrieländer müssten sich deshalb auf ein Signal der OPEC und eine anschließende Preisrunde auf den Ölmärkten einstellen. Auch im Vorfeld der OPEC-Ministerkonferenz ist der Ölpreis am Mittwoch noch einmal kräftig gestiegen. Der Hurrikan "Ivan" führte im Golf von Mexiko zur teilweisen Evakuierung von Bohrinseln und zur Umleitung von Tankern.

Rückläufige Lagerbestände

Experten befürchten rückläufige Lagerbestände und mögliche Schließungen von Raffinerien. Öl zur Oktoberauslieferung stieg daraufhin im frühen Handel am New Yorker Warenterminmarkt Nymex um 0,47 Prozent auf 44,60 Dollar (36,4 Euro) je Barrel (159 Liter) und hat damit seit Wochenbeginn um mehr als vier Prozent zugelegt. Der Ölpreis liegt in den USA allerdings noch um 9,7 Prozent unter dem am 20. August verbuchten Rekordstand von 49,40 Dollar.

Die OPEC-Zentrale in Wien gab den sieben Sorten umfassenden Referenzpreis für Dienstag mit 39,07 Dollar je Barrel an. Damit kostete Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder 0,63 Dollar mehr als am Montag.

Als Grund wurde neben den Auswirkungen des Hurrikans die erhöhte Nachfrage in den Industrieländern angesichts der langsam beginnenden Heizperiode angegeben. (red, AFP, APA/DER STANDARD Printausgabe, 16.09.2004)