Klagenfurt/Innsbruck - Die Causa Tiroler Loden bleibt in den Schlagzeilen: Der angebliche Brandstifter und Kronzeuge Günter Mathes hat jetzt auch vor dem Untersuchungsgericht sein Geständnis, wonach er die in der Nacht zum 4. Juni 2001 niedergebrannte Produktionshalle der Textilfirma Tiroler Loden angezündet hätte, widerrufen.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck bestätigte am Mittwoch gegenüber der APA diese Angaben, die der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) zuvor gemacht hatte.

Zu Aussage genötigt

Mathes hatte am 26. August in einem Interview in der Tiroler Nachrichtenillustrierten "ECHO" erklärt, er sei von den Ermittlern des Bundeskriminalamtes zu einer belastenden Aussage genötigt worden, obwohl er den Brand nicht gelegt habe.

So seien ihm Schuldenfreiheit, eine neue Identität und Geld versprochen worden, wenn er den Chef von Tiroler Loden, Andreas Gebauer, belaste. Am Dienstag wurde er von der U-Richterin neuerlich einvernommen und widerrief sein Geständnis jetzt auch formell.

Schwere Vorwürfe gegen BK-Ermittler

Gebauer hatte gemeinsam mit Haider, den er um Hilfe ersucht hatte, am Montag schwere Vorwürfe gegen die BK-Ermittler und Innenminister Ernst Strasser (V) erhoben.

Die Vorgangsweise der Behörden gegenüber Gebauer seien "ein klassischer Fall von metternichschem Polizeistaat", sagte Haider, der Strasser vorwarf, die Beamten zu decken.

Der Rechtsstaat sei in Gefahr, die Menschen müssten vor Behördenwillkür geschützt werden. Der Minister wiederum nannte die Anschuldigungen eine "Ungeheuerlichkeit" und schaltete seinen Anwalt ein.

Haider bekräftigt Vorwürfe

Haider erneuerte am Mittwoch seine Vorwürfe. Der offizielle Widerruf von Mathes bedeute, dass sich der Verdacht gegen die Ermittler im Innenministerium erhärte. Scharfe Kritik übte Haider auch an der Stellungnahme des Bundeskriminalamtes vom Dienstag: "Die Ermittler sprechen trotz zweier Urteile des Unabhängigen Verwaltungssenates, dass Verhaftungen im Fall 'Tiroler Loden' rechtswidrig erfolgt seien, von 'üblichen Vorgangsweisen'." Rechtswidrige Verhaftungen so zu bezeichnen, sei "skandalös".

Haider hatte die Vermutung angestellt, dass Strasser mit seiner Vorgangsweise der Uniqa-Versicherung behilflich sein hätte wollen. Gebauer fordert von dem Institut mittlerweile mehr als 60 Mio. Euro an Zahlungen und wirft der Uniqa vor, das Verfahren absichtlich zu verschleppen, um ihn in den Konkurs zu treiben.

Uniqa weist Vorwürfe zurück

Die Uniqa erklärte am Mittwoch dazu, man habe im Fall Tiroler Loden bereits mehr als 18 Mio. Euro erbracht. "Uniqa hat nicht interveniert", wurde in der Aussendung ausdrücklich betont. Die Behörden hätten sich, wie in Fällen vermuteter Brandstiftung üblich, an die Versicherung gewandt und Mitarbeiter zum Sachverhalt befragt.

Der Vorwurf, man hätte "verspätet" bezahlt, wies das Unternehmen zurück. Tiroler Loden hätte keine konkreten nachvollziehbaren Forderungen gestellt, daher sei es auch nicht möglich gewesen, einen allfälligen Anspruch zu prüfen. Über die weiter Vorgangsweise will die Versicherung nach den rechtskräftigen Entscheidungen der Justiz in Sachen Brandstiftung und Betrug entscheiden. (APA)