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Gerry Adams (links) will Tony Blair das bei Bauarbeiten gefundene Gerät vorlegen.

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Belfast - Zwei Tage vor den entscheidenden Nordirland-Gesprächen im Süden von Großbritannien hat die republikanische Sinn-Fein-Partei in ihrer Parteizentrale in Belfast ein Abhörgerät entdeckt. "Das ist eine Verletzung des Friedensprozesses", sagte Parteichef Gerry Adams am Dienstag in der nordirischen Hauptstadt.

Er zeigte dabei eine etwa eineinhalb Meter lange Vorrichtung mit Mikrofonen, Batterien und Kabeln, die zufällig bei Bauarbeiten im Büro der Katholikenpartei gefunden worden sei. "Das ist nicht die Art, mit der man Frieden schließt. Die Briten machen es einem sehr schwer, Frieden zu schließen", sagte Adams. Der Vorfall sei "nicht hinnehmbar" und ein Verstoß gegen das Recht.

Der Parteichef kündigte an, er werde dem britischen Premierminister Tony Blair bei den dreitägigen Gesprächen im südenglischen Leeds ab Donnerstag "diesen Apparat" vorlegen und eine Erklärung fordern. "Wir werden (...) ihn fragen, ob er das genehmigt hat."

Das Vorgehen der britischen Regierung sei "scheinheilig", sagte Adams. Die Sinn Fein hatte sich in den vergangenen fünf Jahren schon mehrfach über elektronische Spionage beschwert. 1999 hatte die damalige britische Nordirlandministerin, Mo Mowlam, zugegeben, dass der britische Geheimdienst Adams' Auto verwanzt hatte.

Die Allparteienregierung in Nordirland war vor knapp zwei Jahren wegen einer Vertrauenskrise zwischen den Beteiligten von der britischen Regierung ausgesetzt worden. Der Sinn Fein und der ihr nahe stehenden katholischen Untergrundorganisation IRA war seinerzeit vorgeworfen worden, sie habe in der Regionalversammlung von Nordirland spioniert. Die Verhandlungen in Leeds gelten als entscheidend für die politische Zukunft der Provinz; Blair drängt auf eine Lösung. (APA)