Groucho Marx, der ein Löwengebrüll simuliert; sein Bruder Harpo, stumm, wie er von den Goldbändern des berühmten Studiologos umrahmt, keinen Ton herausbringt: Auch in Phasen der (Selbst-)Belustigung ließ MGM in den goldenen Studiozeiten nur die allerbesten Handwerker an die Geräte. Der Filmkatalog, der so entstand, ist - umwoben von Legenden rund um Studiogründer Louis B. Meyer - gewissermaßen einer der strahlenden Hauptstränge der Geschichte des US-Unterhaltungskinos.

Ernst Lubitschs "Ninotchka" mit Greta Garbo, Klassiker wie "Vom Winde verweht" oder "Der Zauberer von Oz" zählen ebenso zur historischen MGM-Kollektion wie die Hauptwerke der Marx-Brothers oder "Singing in the" Rain. US-Mogul Ted Turner, der kurzfristig Mitte der 80er MGM-Eigentümer war, verfügt übrigens heute noch über die Rechte an den Klassikern der 30er- und 40er-Jahre.

Zwei Erfolgsserien

Es sind heute vor allem zwei Erfolgsserien, mit denen das Studio seit den 60er- und 70er-Jahren bevorzugt assoziiert wird: "James Bond" und "Der rosarote Panther". Und es spricht fürwahr nicht für eine besonders innovative Produktionspolitik der letzten Jahre, dass von MGM gegenwärtig lediglich zwei Sequels zu den letzteren beiden Dauerbrennern angekündigt werden. Steve Martin beerbt gerade Peter Sellers in der Rolle des Inspektor Clouseau in einem "Pink Panther"-Remake. Und mittlerweile ist es durchaus möglich, dass Pierce Brosnan sich doch noch ein allerletztes Mal als Agent 007 ins Gefecht wirft, bevor dann die Nachfolgefrage gelöst wird.

Kurz: Mit MGM leistet sich Sony zuallererst einmal ein Stück Tradition, Content für den DVD- und TV-Markt, sowie Adaptionslizenzen für etwaige Remakes und andere Kinohits. Time-Warner war dem Vernehmen nach auch deshalb sehr an MGM interessiert, weil das Studio über die Rechte zu J.R.R. Tolkiens "The Hobbit", der Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe", verfügt.

Soundtrack-Katalog

Im "Paket", das Sony nun erstanden hat, befinden sich weiters Produktionen von Studios, die einst von MGM aufgekauft wurden: Orion Pictures (einst geleitet vom heutigen Viennale-Präsidenten Eric Pleskow) ist etwa ist mit dem "Schweigen der Lämmer" präsent. Aber auch auf TV-Serien wie "Stargate" oder "The Outer Limits" kann Sony jetzt zurückgreifen. Auf einen umfänglichen Soundtrack-Katalog (von Henry Mancini über die eingängigen "007"-Melodien bis hin zur Musik zu Sergio Leones "The Good, The Bad and The Ugly") und auf ein Computerspieldepartment, in dem neuere und ältere Erfolgstitel wie "Stargate" oder Sylvester Stallones "Rocky"-Serie (einst übernommen von United Artists) zweitverwertet werden. (Claus Philipp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.9.2004)