Als im Herbst 2001 noch Staub und Asche des am 11. September durch einen Terroranschlag vernichteten World Trade Center in der New Yorker Luft lagen, beschloss der Dokumentarfilmer Jim Whitaker, fortan alles zu fotografieren, was rund um das Gelände des so genannten Ground Zero vor sich ging.

Drei Kameras

Im Frühjahr 2002 stellte er drei Kameras entlang der riesigen Ruinengrube auf, die rund um die Uhr alle fünf Minuten Bilder schossen. Monate später kamen drei weitere Kameras dazu. Dies war, wie die New York Times berichtet, der Anfang des Projekts "Rebirth", hinter dem eine Nonprofitorganisation steht, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte des Wiederaufbaus zu begleiten und für die Nachwelt zu dokumentieren.

Seit dem dritten Jahrestag zum Gedenken an die schrecklichen Ereignisse des 11. September sind die ersten Aufzeichnungen auf der Website www.projectrebirth.org auch öffentlich zugänglich. Der Internetauftritt umfasst Links zu den das Bauprojekt betreuenden Architekten, den Blick einer Live-Web-Kamera auf das Gelände, einen Zeitstrahl, der per Mausklick kurze Filme der bisherigen Meilensteine des Wiederaufbaus zeigt, wie auch die Profile von zehn Menschen, deren Leben nachhaltig durch die Terroranschläge verändert wurde.

Zeitraffertechnologie

Hauptattraktion der Site sind jedoch die mittels Zeitraffertechnologie wiedergegebenen Fotos, die zeigen, was die Linsen der Kameras seit dem Beginn des Projekts schon alles gesehen haben. Leider erfolgt ihre Darstellung auf einem sehr kleinen Fenster, was die Qualität der Wiedergabe schmälert.

Die Hauptkameras sind an den Ecken des Geländes postiert. Eine davon ist im 47. Stock des American-Express-Gebäudes angebracht und verfolgt das Geschehen vom Nordwesten aus. Sie gibt einen umfassenden Blick wieder. Von ihrem Winkel aus wird sich auch der Aufbau des geplanten Freedom Tower am besten mitverfolgen lassen. Eine auf dem Dach der 30 Vesey Street, Ecke Church Street, befindliche Kamera beobachtet die Vorgänge auf dem Ground aus der nordöstlichen Perspektive. Für die südöstliche Perspektive sorgt ein Apparat auf dem Dach von 115 Broadway, dem gegenwärtigen Sitz der Hafenbehörde von New York und New Jersey.

Kameras

Einen weiten Blick aus südwestlicher Richtung kann der Beobachter mithilfe einer Kamera werfen, die im neunten Stock des Dow-Jones-Gebäudes fixiert ist. Weitere Kameras befinden sich mitten im Baugelände und auf umliegenden Gebäuden.

Ursprünglich hatte Initiator Whitaker sein Kameraprojekt für einen Zeitraum von sieben Jahren angelegt. Dank der Unterstützung von Unternehmen wie Kodak oder Deluxe hofft er, das Acht-Millionen-Dollar-Projekt auf zehn Jahre ausdehnen zu können.

Was das Projekt schon heute anschaulich verdeutlicht, ist, wie schnell etwas von Menschenhand zerstört werden kann und wie beobachtbar lange es dauert, bis etwas Neues "wiedergeboren" wird. (kat, DER STANDARD Printausgabe, 14. September 2004)