Wien - Eine Umfrage der Wirtschaftskammer (WKÖ) unter sämtlichen Handelsbranchen hat ergeben, dass die meisten Branchen in Österreich für die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen wären, weil sie in der Regel bei den Preisen keine Rolle spielten.

Branchen mit eher kleinpreisigen Waren, wie der Lebensmittelhandel und die Tabaktrafikanten haben laut einem Bericht des ORF-Radio allerdings ihre Bedenken angemeldet. "Aus Gesamthandelssicht ist die Wirtschaftskammer aber wegen der Kostenthematik für die Abschaffung. Der österreichische Handel wird allerdings nichts gegen den Wunsch der Konsumenten tun", schränkte eine WKÖ-Sprecherin ein.

"Teuro-Illusion"

Als Gegenargument bezüglich einer Abschaffung führt Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, die unterschiedliche Wahrnehmung von Auf-und Abrundungen an. Bei einer Abschaffung müsste - wie in den Niederlanden - ein Rundungsgesetz angewandt werden, mit dem auf die nächsten fünf Cent auf- oder abgerundet werden müsste

"Problematisch ist nun, dass wahrscheinlich wie schon bei der Euroeinführung, Aufrundung, sprich Verteuerung, besonders stark gefühlt werden würde, während das gleiche nicht für Abrundungen gelten würde", so Helmenstein. Diese asymmetrische Wahrnehmung könnte der bestehenden "Teuro-Illusion" weiter Vorschub leisten.

OeNB bieten Münzen weiter an

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) werde auch weiterhin 1- und 2-Cent-Münzen anbieten. Sie werde dies so lange tun, so lange sie nachgefragt werden, "und sie werden nachgefragt", sagte OeNB-Direktor Peter Zöllner.

Eine Abschaffung der Eurokleinstmünzen hätte keine Auswirkungen auf die Inflation, wenn die Methoden jener Länder, in denen es zu einer Abschaffung der Kleinstmünzen gekommen ist, angewandt würden.

Sorgen würde sich der OeNB-Direktor nur über die von den Firmen angewendeten "Rundungsvarianten" machen, die wie bei der Euro-einführung "etwas großzügig" ausgelegt werden könnten.

Wie berichtet, stellt Belgien 2005 die Produktion neuer 1-und 2-Cent-Münzen ein. Die Münzen blieben aber gesetzliches Zahlungsmittel. Belgien folgt damit dem Beispiel Finnlands, auch die Niederlande planen die Abschaffung. (APA/DER STANDARD Printausgabe, 14.09.2004)