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Nach dem Verkauf von Palmers kehrt gesamte Aufsichtsrat dem grünen Wäschereich den Rücken.

Foto: APA/BARBARA GINDL
Wiener Neudorf/Wien - Er nehme "die Entscheidung der Eigentümer zur Kenntnis und wünscht der Palmers Textil AG und den neuen Eigentümern viel Erfolg", ließ Paul Tanos, die vergangenen 18 Monate der starke Mann im Palmers-Konzern, am Montag verlauten.

Am Montagabend schlossen die Palmers-Altaktionäre - im Wesentlichen die Familien Palmers, Wilhelm und Humer - den Verkauf der Palmers Textil AG an eine deutsche und eine österreichische Finanzierungsgesellschaft per Unterschrift ab. Der Verkauf steht noch unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden.

In der Textil AG sind die Wäscheaktivitäten, also das Kerngeschäft des 90 Jahre alten Traditionshauses mit fast 460 Filialen in Österreich und Deutschland, zusammengefasst. Käufer sind Lead Equities (Wien) sowie Quadriga Capital (Frankfurt; nicht verbunden mit der österreichischen Quadriga und deren Superfund-Hedge-Fonds).

Außer Tanos stellen auch Wirtschaftsanwalt Hellwig Torggler, Bonita-Mode-Gründer Günter Biegert und Möbel-Lutz-Chef Hans Jörg Schelling ihre Mandate zur Verfügung. Die Besetzung aller übrigen Aufsichtsratsgremien im Palmers-Konzern (die Holding "P"-Beteiligungs AG und die Immobiliengesellschaft Palmers AG) bleibt unverändert. Über den Kaufpreis sowie die genaue Aufteilung der Anteile machte der Sprecher des Konsortiums, Jörg Bretschneider, zunächst keine Angaben.

Strategischer Investor bevorzugt

Tanos war gegen den Deal, er hätte den Verkauf an einen strategischen Investor präferiert. Laut Gerüchten sei er selbst auch an einer Übernahme interessiert gewesen, gemeinsam mit dem Management - Joachim Knehs (Marketing) und Walter Wölfler (Finanzen). Tanos war am Montag für den STANDARD nicht erreichbar.

Die neuen Eigentümer wollen nun unmittelbar nach dem Kauf einen neuen Aufsichtsrat einsetzen. Dieser soll dann auch sofort ein drittes Vorstandsmitglied bestellen - dem Vernehmen nach ein Manager des schweizerisch-deutschen Unterwäschekonzerns Schiesser. Dieser soll, so sagen Insider, nach sechs Wochen Alleinvorstand werden. In diesen sechs Wochen sollen auch allfällige kartellrechtliche Fragen der Übernahme geklärt werden.

"Keine Bankschulden"

Das Palmers-Management hat am Montag zu diesen Gerüchten keine Stellungnahme abgegeben, wohl aber dementiert, dass Palmers - wie im Nachrichtenmagazin profil behauptet - 70 Millionen Euro Bankschulden habe. Man weise "keinerlei Bankschulden aus". Die Rechnung Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten abzüglich Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten ergebe hingegen plus acht Millionen Euro, hieß es am Montag.

Wie es zum Halbjahr um Palmers Textil gestanden sei, wollten die Vorstände bisher auch nicht kommentieren. Laut Insidern werde das Wäschegeschäft heuer eine "schwarze Null" erreichen. Die neuen Eigentümer müssen nun, schon alleine um den Kaufpreis von rund 50 Millionen Euro (plus zehn Mio. für den Kassabestand) wieder hereinzubekommen, jährlich mindestens fünf Mio. Euro Gewinn machen.

Osteuropa im Fokus

Dazu muss intern reorganisiert und danach expandiert werden. Vor allem Osteuropa wird dabei im Fokus stehen. An Eigenmitteln müssen die Käufer gut 20 Mio. Euro aufbringen, der Rest wird finanziert. Dem Vernehmen nach hat die Investkredit AG den Deal arrangiert, sie soll mit zehn Mio. Euro einen großen Teil des Kaufpreises finanzieren. Lead Equities sollen bis sieben Mio. Euro beisteuern.

Dass übrigens Rudolf Humer, wie häufig kolportiert, unter den Übernehmern ist, wird "definitiv ausgeschlossen", so ein Sprecher der Fonds. Insider berichten aber das Gegenteil, der frühere "Mr. Palmers" sei einer der Investoren bei Lead Equities. Andere mutmaßen, er könnte auch als Konsulent oder Aufsichtsrat beigezogen werden. (Renate Graber/Leo Szemeliker/DER STANDARD Printausgabe, 14.09.2004)