Der britische Telekommunikationsanbieter Colt Telecom hat seinen Konzernvorstand umgebaut und erweitert. In dem Gremium ist nun auch Wolfgang Essig, Chef der deutschen Tochter, vertreten, die den größten Umsatzbeitrag der insgesamt 13 Ländergesellschaften liefert.

Vier statt drei Einheiten

Colt teilte am Montag in London mit, die Geschäfte würden künftig in vier statt bisher drei Einheiten eingeteilt. Neben den großen Einzelmärkten Deutschland, Frankreich und Großbritannien gebe es ab sofort die neue Einheit Strategische Märkte, die die übrigen zehn Landesgesellschaften, darunter auch Österreich, bündele. Die Führungsspitzen aller vier Einheiten rückten in das oberste Führungsgremium des Konzerns vor. Zudem würden die bisher getrennten Funktionen Verkauf und Marketing zusammengelegt, teilt Colt weiter mit.

Gerüstet

Der seit wenigen Wochen amtierende neue Vorstandschef Jean-Yves Charlier erklärte, "durch diese Veränderungen ist das Unternehmen bestens gerüstet, langfristig Umsatzwachstum zu erzielen." Der vom Großaktionär Fidelity Investment stammende Charlier hat die Führungsposition bei Colt in einer schwierigen Phase übernommen. Wegen des anhaltend scharfen Wettbewerbs rechnet Colt in diesem Geschäftsjahr bestenfalls mit einem zum Vorjahr stagnierenden operativen Ergebnis (Ebitda). Auch das zweite Quartal verlief trotz moderater Zuwächse bei Umsatz (301 Mio. Pfund; 441 Mio. Euro) und Ebitda (38,3 Mio. Pfund) nach Firmenangaben "enttäuschend". Grund dafür ist, dass sich die Nachfrage nach Sprach-Telefonie-Produkten und nach Daten-Diensten mit einer hohen Gewinnmarge nicht so schnell belebt, wie von Colt erhofft.

Börse reagiert positiv

An der Börse wurden die Managementveränderungen mit einem Kursaufschlag von 6,7 Prozent auf 45,034 Pence honoriert, während der Leitindex FTSE sich nahe der Schlussnotiz von Freitag behauptete. Die Aktien von Colt stehen seit Februar unter Druck und haben seitdem wegen der verhaltenen Geschäftsentwicklung nahezu zwei Drittel ihres damaligen Werts eingebüßt.

1193 gegründet

Colt wurde 1993 unter dem Namen City of London Telecom gegründet. Das Unternehmen bietet derzeit in 13 europäischen Ländern Telekommunikations-Dienste mit eigenen Netzen an und wendet sich vor allem an Geschäftskunden. In Deutschland ist Colt Telecom neben dem auf das Privatkundengeschäft fokussierten Anbieter Arcor einer der größten Konkurrenten der marktbeherrschenden Deutschen Telekom. Das Deutschland-Geschäft lieferte zuletzt knapp 40 Prozent des Konzernumsatzes.(APA/Reuters)