Wien - Die österreichische Exportwirtschaft hat im ersten Halbjahr überdurchschnittlich stark von den starken deutschen Exporten und vom Wachstum in den USA und in Asien profitiert. Mit einem Halbjahreszuwachs von 11,1 Prozent im Außenhandel habe Österreich nach 2002 zum zweiten Mal die Chance auf eine positive Außenhandelsbilanz, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl am Montag in Wien. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mit Hilfe des Wachstumsmotors Export ein Wachstum von über 2 Prozent zu Stande bringen", betonte er.

Steigerung von 11,1 Prozent im Halbjahr

Nach Angaben der Statistik Austria exportierte Österreich in den ersten sechs Monaten 2004 Waren im Wert von 43,0 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Dagegen legten die Importe bloß um 6,3 Prozent auf 42,6 Mrd. Euro zu. Daraus ergibt sich eine positive Handelsbilanz von 0,4 Mrd. Euro, nachdem sie im ersten Halbjahr 2003 noch mit 1,4 Mrd. Euro im Minus gelegen war.

Leitl glaubt aber nicht, "dass wir die 11 Prozent über die Ziellinie des Jahres bringen". So würden sich auch die Wachstumstendenzen in den USA und Asien abschwächen, was die heimische Exportwirtschaft weiter unter Druck bringen dürfte. Leitl rechnet mit einer Exportsteigerung von 7 Prozent im Gesamtjahr, was aber noch immer über den ursprünglich erwarteten 4 Prozent liege. Sollten die österreichischen Ausfuhren um 7 Prozent zulegen, bringe dies zusätzliche 50.000 Arbeitsplätzen und der öffentlichen Hand weitere rund 2 Mrd. Euro in ihre Kassen, sagte der WKÖ-Chef.

Dritthöchste Exportsteigerung unter "alten" EU-15

Gepunktet hat der österreichische Außenhandel im ersten Halbjahr vor allem durch starke Steigerungsraten in den USA und China mit jeweils rund 40 Prozent. In die 15 EU-Staaten vor der Erweiterung stiegen die Ausfuhren um 8,9 Prozent, in die erweiterte EU-25 um 9,1 Prozent. Unter den EU-15 verzeichnete Österreich von Jänner bis Mai mit 9 Prozent die dritthöchste Exportsteigerung, hinter Deutschland (11 Prozent) und Luxemburg (10 Prozent). Die zehn EU-Neumitglieder liegen mit Steigerungsraten von 9 bis 34 Prozent deutlich über dem Niveau der 15 "alten" EU-Mitglieder.

Punkten konnten österreichische Betriebe vor allem im Bereich Infrastruktur, Energie- und Umwelttechnik und Nahrungsmittel, wie Leitl erläuterte. Weiters profitiert Österreich von der Situation in Deutschland. Dort habe sich im Gegensatz zur Binnennachfrage die Exporte sehr gut entwickelt, sagte der Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der Wirtschaftskammer, Walter Koren. 20 Prozent der deutschen Ausfuhren betreffen die Automobilindustrie und dies begünstigte österreichische Zulieferer. Auch die heimische Maschinenindustrie konnte durch deutsche Exportsteigerungen stark profitieren.

Fokus auf Übersee-Markt

In Zukunft will die Außenwirtschaft Österreich ihre Aktivitäten im In- und Ausland noch verstärken. So sind für heuer rund 700, für nächstes Jahr 840 Messe- und Informationsveranstaltungen geplant. Verstärkt wird der Markt in Übersee bearbeitet, wo alleine 200 Veranstaltungen geplant sind. "Klotzen statt kleckern" will die Wirtschaftskammer auch durch eine Fokussierung auf zukunftsträchtige Branchen. Neben Infrastruktur, Umwelttechnik und Nahrungsmittel seien dies vor allem die Gesundheit- und Medizintechnik, Automatisierung und Steuerung, Holzbau, Software und Kommunikation sowie der Bereich Lifestyle. Branchenexperten im Ausland sollen "als verlängerter Arm des Handelsdelegierten" die Zielmärkte verfolgen, sagte Koren. (APA)