Wien - Gegen etwa von Umwelt- und Naturschützern häufig geäußerte Vorwürfe, etwa durch Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft würde die genetische Vielfalt auf der Erde gefährdet, wandte sich der Molekularbiologe Peter Ruckenbauer am Rande des in Tulln ausgetragenen Kongresses "Eucarpia". Etwa Mais oder Kartoffeln gibt es in Varianten wie nie zuvor, so der Experte.

Zwar nehme die Zahl der Wildarten durch die Landnahme ab, im Bereich der Kulturpflanzen finde die Verarmung der Artenvielfalt allerdings nicht statt, so Kongressorganisator Ruckenbauer, der auch das Interuniversitären Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie (IFA) der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien in Tulln leitet. Damit verhindere die weltweit stattfindende Pflanzenzüchtung die so genannte genetische Erosion bei Kultur- und Nutzpflanzen.

Die Ausbreitung des Weizens

Weizen ist ursprünglich eine Getreideart der gemäßigten Breiten, heute wächst sie in den Tropen genau so wie an den klimatischen Rändern des Ackerbaus in Norden und Süden. Aus einigen wenigen wilden Weizensorten wurden bis heute rund 6.500 gezüchtet. Ähnliches gilt für den Mais, der heute mit weltweit rund 11.000 Sorten vom Äquator bis zum 52. Breitengrad wirtschaftlich angebaut werden kann. Ausgangsmaterial für den Mais waren etwa 55 bis 60 Wild-Sorten, sagte Ruckenbauer. Die Weltproduktion an Mais hat sich von 220 Millionen Tonnen im Jahr 1960 auf 636 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr gesteigert. Nicht viel anders sieht es bei den Kartoffeln aus. Aus rund 150 Wildarten kreierten die Züchter bis heute etwa 2.800 Sorten. Die Knollen haben bekanntlich die ganze Welt erobert.

Ruckenbauer widerspricht damit Aussagen, wonach den Züchtern auf Grund von genetischer Verarmung neue Varianten ausgehen könnten. Demnach könnte es beispielsweise Probleme bereiten, Kulturpflanzen an den Klimawandel anpassen, da entsprechende Wildformen nicht mehr vorhanden sind. In der Natur bestehen nämlich Vertreter einer Tier- oder Pflanzenart eines bestimmten Gebietes meist aus einem Mix verschiedener Gene. So vertragen etwa manche Fichten eines natürliches Waldes mehr Wärme als andere. Wird es generell in dem Gebiet wärmer, so werden sich diese Bäume durchsetzen. Beim Setzen von Wäldern dagegen, werden sehr oft genetisch sehr ähnliche Pflanzen eingesetzt. Ändern sich dann die Verhältnisse, gehen alle Bäume ein. (APA)