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"Ich habe mich ab und zu schlecht behandelt gefühlt", sagt BA-CA- Präsident Gerhard Randa, als es um Dankbarkeit und Anerkennung im Job geht. Aber er macht weiter, die Pferdezucht muss warten.

Foto: APA/SCHLAGER Roland
STANDARD: Sie wollten sich ursprünglich mit 60 ins Privatleben zurückziehen. Jetzt sind Sie 60, arbeiten 70 Stunden die Woche, pendeln zwischen Wien und München. Warum?

Randa: Mit dem Rückzug habe ich einmal kokettiert. Aber das war's auch schon: Ich mache weiter, solange es mir Spaß macht.

STANDARD: Manche sagen, Sie wirken trotzdem nicht glücklich. Sind Sie's?

Randa: Ich habe keine Ahnung, wer das sagen könnte. Ich definiere mein Wohl nach den Zahlen der Bank. Wir haben sehr gute Ergebnisse - also befinde ich mich sehr wohl.

STANDARD: Was wollen Sie denn noch erreichen - vielleicht den HVB-Vorstandsvorsitz?

Randa: Aber nein, da müsste ich fünfzehn Jahre jünger sein, das ist ein Job für einen 45-Jährigen. Der könnte noch ernten.

STANDARD: Sie haben vor 42 Jahren in der Z begonnen. Was wollten Sie werden?

Randa: Gar nichts, ich habe Geld gebraucht, komme aus bescheidenen Verhältnissen. Daneben habe ich Welthandel studiert, mit ein bisschen Disziplin ging das. Disziplin ist das Um und Auf, ohne sie nützt das größte Talent nichts.

STANDARD: Sind Sie ein talentierter Banker?

Randa: Ein disziplinierter. Für unser Geschäft braucht man kein Talent, sondern Hausverstand und ein bisserl Misstrauen. Gerade im Kreditgeschäft kann das nicht schaden.

STANDARD: Schlägt sich das auf die Persönlichkeit durch? Sie gelten als einer, der beinhart durchgreift und alle verabschiedet, die ihm nicht passen.

Randa: Darum geht es nicht. Unsere Manager haben sehr gute Gagen, das soll auch so sein. Aber dann muss auch die Leistung stimmen. Und eins vertrage ich tatsächlich nicht, da werde ich konsequent: wenn jemand nicht korrekt informiert und schönfärbt. Aber übertrieben misstrauisch bin ich nicht.

STANDARD: Ist der Einfluss der Politik in Ihrer Ära geringer geworden? Ist die BA-CA noch die rote Bank oder ist ihr Verhältnis zur Gemeinde Wien abgekühlt?

Randa: Bei uns ist das Firmenlogo rot, bei der CA war es das aber übrigens auch. Die Gemeinde Wien ist unser größter Kunde, das Verhältnis des Vorstands zur Stadt exquisit.

STANDARD: Als Sie den Bürgerlichen 1997 die CA weggekauft haben, war das ein Triumph?

Randa: Ich gebe schon zu: Es war eine persönliche Genugtuung, ein angenehmes Gefühl, als ich damals das Zimmer des Aufsichtsratspräsidenten betreten habe. Aber mit Parteipolitik hatte das nichts zu tun.

Wir haben die BA-CA dann zu einem führenden Finanzinstitut gestaltet - wenn der Vorstand das Potenzial heben kann, hat die Bank in den nächsten zehn, 15 Jahren eine strahlende Zukunft. Wir erwirtschaften heute in drei Tagen so viel Überschuss wie die Z 1962 in einem Jahr, haben mehr als sechs Milliarden Euro Eigenkapital.

STANDARD: Stolz?

Randa: Ich bin stolz darauf, dass uns das Zusammenführen von BA und CA gelungen ist, das hätte auch schief gehen können. Da wacht man schon um drei in der Früh auf und überlegt, ob man nichts vergessen hat.

Der CA-Kauf hat ja in einem absolut feindlichen Umfeld stattgefunden, feindlicher geht's nicht mehr. Damals war ich ziemlich allein, außer der Familie war kaum wer da.

STANDARD: Es wirkt, als erwarteten Sie Dankbarkeit.

Randa: Dankbarkeit gibt es nicht, das ist eine Illusion. Ich habe mich schon ab und zu schlecht behandelt gefühlt in der Öffentlichkeit, von den Medien, aber ich habe halt Tabus gebrochen, durch CA-Kauf und Merger mit der HVB.

STANDARD: Presseberichte, die den CA-Kauf damals im Voraus angekündigt hatten, bezeichneten Sie öffentlich als Karnevalsscherz.

Randa: In diesem Fall musste ich die Unwahrheit sagen, sonst wäre der Kauf der Creditanstalt geplatzt.

STANDARD: Bereuen Sie den Verkauf an die HVB, die in grobe Turbulenzen geraten ist?

Randa: Ich stehe zu dem Merger. Aber nicht ich habe darüber entschieden, sondern die Aktionäre.

STANDARD: Hätte die BA-CA, die damals enorme Probleme in Übersee und Russland hatte, ohne HVB überlebt?

Randa: Überlebt schon. Aber sie wäre durch ein paar sehr, sehr schwierige Jahre gegangen, durch eine Zeit von Blut, Schweiß und Tränen, die nur mit großer Härte, dividendenlosen Jahren und massivem Mitarbeiterabbau zu überstehen gewesen wäre. So haben wir von der HVB 60 Prozent unseres derzeitigen Osteuropa-Geschäfts übernommen - unsere jetzige Perle.

STANDARD: Die HVB wäre heute ohne BA-CA kaum was wert.

Randa: Heuer kommt sie aus dem Ärgsten heraus, in zwei drei Jahren wird die HVB ein blühender Garten sein.

STANDARD: Und Sie noch Gärtner? Es heißt, Sie würden bald den Hut nehmen und in die B&C-Stiftung mit ihrem Industriekonzern wechseln.

Randa: Vielleicht will mir da jemand etwas einreden. Ich bin ja heute schon im B&C-Stiftungsvorstand, das Alterslimit dort ist 70. Wenn's mir Spaß macht, bleibe ich bis dahin, vielleicht züchte ich aber auch Pferde in Montana. (DER STANDARD Printausgabe, 13.09.2004)