London - In der britischen Armee herrscht nach einem Bericht des konservativen "Sunday Telegraph" große Unruhe über mögliche weitere Anklageerhebungen gegen im Südirak stationierte Soldaten. Der Zeitung zufolge ist General Sir Mike Jackson, Generalstabschef der Armee, nach Basra gereist, um "die Wut hoher Offiziere" zu beschwichtigen. In London war in der letzten Woche ein 21 Jahre alter Soldat wegen Mordes an einem irakischen Zivilisten angeklagt worden. Weiteren 19 britischen Soldaten stehe eine Anklageerhebung "wegen Mordes oder brutaler Handlungen" bevor, hatte es danach in Zeitungsberichten geheißen.

Die britische Generalstaatsanwaltschaft hatte am vergangenen Dienstag Anklage gegen Kevin Williams erhoben, der im August 2003 bei einer Patrouille in Ad-Dayr im Südost-Irak den irakischen Anwalt Hassan Said erschossen haben soll. Die Armee hatte ein internes Verfahren gegen Wiliams eingestellt. Laut "Sunday Telegraph" stehen in den nächsten Tagen mindestens drei weiteren Soldaten Mordanklagen bevor.

Die verantwortlichen britischen Offiziere im Irak seien "besorgt über die hohe Anzahl von Ermittlungen", hieß es in dem Zeitungsbericht. Sie befürchteten, dass die "Effektivität" der Armee darunter leiden könne. "Wir laufen Gefahr, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Soldaten Angst haben zu schießen, weil sie glauben, sie könnten einen Fehler machen und strafrechtlich verfolgt werden", sagte ein namentlich nicht genannter Armeeoffizier der Zeitung. (APA/dpa)